Hessischer Bildungsserver / Kompetenzorientierter Mathematikunterricht Primarbereich

Argumentieren - und Verstehen

 

Zu Beginn ein Beispiel aus: H.Spiegel u. C.Selters; Kinder & Mathematik, 2006, S.11

Schiff

 

 

**** Siehe dazu den interessanten SPIEGEL- Artikel "Schulmathematik absurd" v. 17.1.12

 

 

 

Auf einem Schiff sind 26 Schafe und 10 Ziegen. Wie alt ist der Kapitän?

Antwort einer Schülerin:

Der Kapitän ist 126 Jahre alt. Weil wir mit Hundertern rechnen, muss es als Antwort auch eine Zahl mit 100 ergeben.

„Auch ein Argument...!" könnte man da sagen.

Eine weitere Antwort eines Schülers gibt Aufschluss darüber, wie wichtig eine Argumentationskultur in der Grundschule ist:

Ich habe alle Schafe und Ziegen zusammengezählt. Und dann bekam ich die Antwort. Aber ich fürchte, dass es eine Scherzfrage ist - sozusagen wie auch alle anderen Aufgaben, die wir in der Schule machen.

Dass diese Szene uns schmunzeln (oder betrübt werden) lässt, liegt zum einen daran, dass die Aufgabe bewusst auf einen falschen Pfad lenkt und die Kinder die Aufgabenkultur der Schule auf geniale Weise entlarven; zum anderen wird jedoch die Bedeutung des Argumentierens mehr als deutlich. Wenn Kinder die Gelegenheit bekommen, eine Aufgabe zunächst im gemeinsamen Gespräch auf ihre Sinnhaftigkeit und den Lebensweltbezug zu überprüfen, wird schnell klar, mit welcher Aufgabe es sich lohnt zu rechnen.

Unter der Kompetenz des Argumentierens verstehen die Bildungsstandards folgende Punkte:

  • Mathematische Aussagen hinterfragen und auf Korrektheit prüfen
  • Mathematische Zusammenhänge erkennen und Vermutungen entwickeln
  • Begründungen suchen und nachvollziehen

Hier wird bereits die Bandbreite ersichtlich, die diese Kompetenz umfasst - es geht sowohl um aktive wie passive Aspekte des Argumentierens („begründen" vs „nachvollziehen") als auch um weichere wie strengere, komplexere Formen („Vermuten"/ „hinterfragen" vs „beweisen").

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