Zahlbegriffsentwicklung - erste Vorstellungen von Zahlen
Die Zahlbegriffsentwicklung verläuft bei jedem Kind unterschiedlich und ist von vielen Komponenten abhängig. Daher kann man bei der Einschulung davon ausgehen, dass sehr heterogene Vorerfahrungen sowie Vorstellungen hinsichtlich des Zahlbegriffs bestehen. Die Zahlbegriffsentwicklung bezieht sich auf 8 unterschiedliche mathematische Grundprinzipien, die von jedem Kind durchdrungen werden müssen, wenn ein erfolgreiches mathematisches Verständnis entwickelt werden soll. Treten Schwierigkeiten im Umgang mit grundschulgemäßen Aufgabenformaten auf, ist es sinnvoll, diese Grundprinzipien mathematischen Verständnisses abzuklopfen, um zu sehen, an welcher Stelle eine gezielte Förderung anknüpfen kann.
• Vergleichen• Klassifizieren• Eins-zu-eins-Zuordnen• Nach Reihenfolge ordnen• Zahlwörter benutzen• Synchrones und verkürztes Zählen• Resultatives Zählen• Anwenden von Zahlenwissen |
Einer italienischen Studie zufolge geht man sogar davon aus, dass auch Tiere in der Lage sind, einen Zahlbegriff zu bilden.
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Ein tatsächliches Verständins für Zahlen entsteht durch den Schritt vom reinen Zählvorgang zur Mengenerfassung und - gliederung. Die Zahl wird nicht mehr nur als Position in einer Reihe verstanden, sondern als eine genaue Anzahl von Objekten.
Siehe dazu auch das Kapitel: Ordinal- und Kardinalzahlen
(Vgl. Sybille Schütte: Qualität im Mathematikunterricht der Grundschule sichern - Für eine zeitgemäße Unterrichts- und Aufgabenkultur; Oldenbourg Schulbuchverlag, München 2008)
Eine Studie von Bildungswissenschaftlern der Technischen Universität München (TUM) zeigt, dass die Entwicklung des Zahlbegriffs Grundlage für ein umfassendes mathematisches Verständnis ist. Demnach ist es wichtig, bereits sehr jungen Grundschülern für Größen, Mengen und deren Relationen zu vermitteln. Dies ist ebenso wichtig wie der exakte Umgang mit Zahlen.
Lesen Sie zur Vertiefung:
Grundschüler brauchen ein Gefühl für Zahlen- Kinder lernen Rechnen durch Schätzen
Lesen Sie hier etwas über den Zusammenhang von Mathematik und Sprache.
Übung:
Um Ihnen einen Eindruck zu geben, mit welchen Schwierigkeiten Kindern zu kämpfen haben, die keine Einsicht in die Bedeutung und Struktur der Zahlbeziehungen haben, machen Sie einmal folgende Übung (nach einer Idee von Spiegel / Selter; Kinder und Mathematik, Seelze, Velber, 2003):
Stellen Sie sich die Zahlen als Silben vor:
1 |
2 |
3 |
4 |
5 |
6 |
7 |
8 |
9 |
10 |
Su |
per |
ka |
li |
fra |
gi |
lis |
tisch |
ex |
pli |
Prägen Sie sich die Silbe mit der entsprechenden Zahl ein.
Dann verdecken Sie die Tabelle und rechnen folgende Aufgaben möglichst schnell im Kopf.
fra + lis =
per + gi =
ex - li =
tisch - ka =
-
Wie sind Sie bei der Lösung der Aufgabe vorgegangen?
-
Beschreiben Sie Ihre „Rechenstrategie“ möglichst konkret.
-
Tauschen Sie sich in der Gruppe über Ihre Erfahrungen aus.
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Was bedeutet das für ein Kind mit den aufgezeigten Problemen?
-
Wie verändern sich Anforderungen, wenn man mit diesem System über den Zehner hinaus rechnet?
-
Diskutieren Sie Ihre Erfahrungen in der Gruppe.
© 2008/9 AfL Ffm, Diagnostik online, G. Höck