Hessischer Bildungsserver / Kompetenzorientierter Mathematikunterricht Primarbereich

Hinweise zur Gesprächsführung

Gelingende Kommunikation ist nicht selbstverständlich; eine Schlüsselfunktion bei jeder Art von Gespräch - nicht nur im schulischen Lernprozess -  nimmt das gegenseitige Bemühen um „Verstehen und Verstandenwerden" ein.

Sinnvoll ist es, einige der folgenden Hinweise zu beachten:

  • Gesprächsergebnisse sollten gesammelt bzw. visualisiert werden
  • Der Lehrer sollte sich zunehmend aus dem Gespräch zurückhalten: Vielrednerei zeugt eher von Unsicherheit oder Profilierungssucht; auch das Lehrerecho drängt den Schüler eher in eine passiv-rezeptive Rolle (vgl. dazu die Ausführungen zur Lehrerfrage und zum fragend-entwickelnden Unterrichtsgespräch)
  • Gesprächsregeln (ausreden lassen, begrenzte Redezeit, jeder darf/ soll einen Beitrag leisten, abwechselnd Junge-Mädchen drannehmen, Kritik muss begründet werden, ...) müssen vereinbart und in Erinnerung gerufen werden
  • Ein Erzählstein o.ä. kann herumgegeben werden - er signalisiert einerseits, wer an der Reihe ist und gibt dem Redner Sicherheit, da er sich an etwas festhalten kann
  • Bei Unklarheit kann nachgefragt werden - auch aktives Zuhören (immer mal Nicken oder ein „Hmhm" einwerfen reicht schon) oder Spiegeln des Gesagten ist hilfreich
  • Der Sprecher sollte in Sprachstil, Fachsprache etc. Rücksicht auf den Wissensstand seines Zuhörers nehmen, dies gilt gerade für Lehrpersonen. Gegebenenfalls sind zusätzliche Hinweise/ Erklärungen und (Anschauungs-)Hilfen notwendig.
  • Geben Sie nach Impulsen oder Fragen „echte" Zeit zum Nachdenken - oft kommen einem selbst fünf abwartende SeKunden bereits lang vor, doch in dieser Zeit hat bei den Schülern den Denkprozess vielleicht gerade erst begonnen!
  • Gehen Sie das Risiko ein, nicht die erwünschte Antwort zu hören - Umwege können u. U. sehr produktiv sein und Ihnen stärkere Einblicke in die Denkweisen Ihrer Schüler geben.
  • Ein Sitzkreis begünstigt den Einsatz nonverbaler Gesprächssteuerung

Schütte unterteilt Gesprächsformen im Unterricht nach ihrer Funktion (Schütte 2008, S. 170), derer man sich als Lehrkraft bewusst sein sollte, um sie möglichst effektiv gestalten zu können:

Vorwiegende Gesprächsfunktion

Vorwiegende Sozialform

Unterstützende Faktoren

Lerneffekte beim Kind

Erkundung des anderen Denkens

Einzelgespräch Lehrerin - Kind

  • Lehrerhaltung als Lernender,
  • Aktives Zuhören, Respekt, Suspendierung eigener Annahmen
  • Es wird sich seines Denkens bewusst (metakognitive Kompetenz),
  • Es lernt, seine Denkwege darzustellen

Verständigung über Aufgaben

Gruppe oder Klassenplenum

  • Verständnis der Fachsprache sichern,
  • Intensive Klärung des Aufgabenverständnisses
  • Gesichertes Aufgabenverständnis,
  • Intrinsische Motivation zur Aufgabenbearbeitung

Austausch (über Erfahrungen, Aushandeln von Bedeutungen)

Gruppe oder Klassenplenum

  • Aufgaben, die viele Lösungen ermöglichen,
  • Vorausgehende Erfahrungs-möglichkeiten
  • Vorausgehende Erfahrung mit der „Sache" wird zur geteilten Erfahrung

Gemeinsam Weiterdenken an mathematischen Fragestellungen

Gruppe oder Klassenplenum

  • Auf ein Ziel hinarbeiten (Lösung, Verfahren, Projektplanung)
  • Besseres Verständnis von Inhalten und Verfahren,
  • Entwicklung eines positiven Gruppengefühls

Lernberatung (Kombination von Denkerkundung und gemeinsamem Weiterdenken)

Einzelgespräch Lehrerin - Kind

  • Impulse zum eigenen Weiterdenken,
  • Verabredung von Anschlussaktivitäten
  • Überwindung von Denkblockaden,
  • Erweiterung eigener Lernstrategien,
  • Selbstverantwortliches Lernen

© 2008/9 AfL Ffm, Diagnostik online, M.Grabo und G.Höck