Hessischer Bildungsserver / Kompetenzorientierter Mathematikunterricht Primarbereich

Problemlösestrategien

„Unter einer Strategie beim Problemlösen versteht man vorsätzliche und überlegte (bedachte) Mittel zur Zielerreichung [...]. Strategien variieren hinsichtlich ihrer Bewusstheit und des Aufwandes an geistiger Anstrengung. Werden sie zum ersten Mal eingesetzt, so sind sie gewöhnlich bewusst und erfordern ein hohes Maß an Anstrengung. Später können Strategien automatisiert werden mit dem Effekt, dass sie nicht bewusst und nahezu ohne mentalen Aufwand eingesetzt werden können."(Oerter/ Dreher, S. 566. Dies spricht beispielsweise für Kopfrechenübungen in der Grundschule, die das Arbeitsgedächtnis für wichtigere Überlegungen entlasten).
Der Wechsel der Strategie ist ein klares Zeichen für zielgerichtetes Problemlösungsverhalten: Eine fehlerhaft angewandte, nur bedingt funktionierende oder falsche Strategie führt früher oder später zur Modifikation derselben. Oft muss man dabei lernen, eine ineffektive Prozedur aufzugeben oder zu unterdrücken, um die erfolgversprechendere Aktion zuzulassen (Umweg-Aufgaben von DIAMOND 1988). Beibehalten der Strategie deutet in vielen Fällen nicht auf Unkenntnis oder Unvermögen hin, sondern schlicht auf (geistige) Bequemlichkeit - warum sollte man einen Rechenweg aufgeben, solange er (zumindest in vielen Fällen) zu Erfolgen führt?
Ob eine erworbene Strategie nun wirklich für das Problemlösen zur Verfügung steht, lässt sich nur nachweisen, wenn das Kind die Strategie auf ähnlich strukturierte Aufgaben überträgt. Lehren/ Unterrichten führt dabei nicht automatisch zur Anwendung einer Regel höherer Ordnung (Oerter/ Dreher, S. 576). Im Gegenteil - um das Denken anzuregen, ist oben erwähnter Widerspruch nötig - die alte Strategie oder Regel weist Mängel auf und muss korrigiert bzw. verfeinert werden. Dann ist auch lehrende Unterstützung hilfreich, wie der Hirnforscher  Manfred Spitzer  zeigt.

 
Insgesamt kann das strategische Vorgehen beim Problemlösen in folgenden Stufen beschrieben werden:
1. Erfassung aller Dimensionen des Problems (selektive Aufmerksamkeit)
2. „Trial-and-Error"-Lösungsversuch
3. Benutzung vorwiegend ungeeigneter Strategien
4. Benutzung geeigneter Strategien, doch keine Bewusstmachung/ Speicherung derselben
5. gezielter Einsatz von Strategien

Wie kann man nun Problemlösestrategien im Unterricht thematisieren? 

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