Hessischer Bildungsserver / Kompetenzorientierter Mathematikunterricht Primarbereich

Problemlösen

Was ist überhaupt ein Problem?

„Ein Problem tritt für das Individuum dann auf, wenn das bisherige Verhaltensrepertoire nicht ausreicht, um eine anstehende Aufgabe zu bewältigen.

"Newell und Simon [...] charakterisieren ein Problem auf die folgende Weise: ‚Eine Person ist mit einem Problem konfrontiert, wenn sie etwas wünscht und nicht sofort weiß, welche Serie von Handlungen sie ausführen muss, um es zu erhalten.‘ Selbst wenn also Handlungen zur Verfügung stehen, fehlt mindestens ein Element im Repertoire, nämlich das Wissen, welche Aktionen zum Ziel führen" (Oerter/ Dreher, S. 565)

Lerntheoretisch gesehen ist also jedes Lernen weitgehend auch Problemlösen - gegenüber einem Ausgangszustand soll ein anderer Endzustand erreicht werden.

„Menschliches Problemlösen zeigt von einem sehr frühen Zeitpunkt an mindestens folgende Komponenten:

a. Zielvorgabe und Zielgerichtetheit (Intention)

b. Repräsentation von Aspekten des Problems

c. Einsatz von Mitteln zur Zielerreichung, d.h. zur Lösung des Problems, sowie

d. organisiertes und kontrolliertes Vorgehen beim Einsatz der Mittel"

(ebenda, S. 565).

Insgesamt lassen sich - PIAGET zufolge - dabei zwei wesentliche, sich ausgleichende (Äquilibration) und aufeinander aufbauende Handlungsstränge unterscheiden: Die wahrgenommene Situation wird entweder in bekannte Denkstrukturen eingepasst (Assimilation) oder, wenn dies nicht zum Erfolg führt, werden neue Strukturen aufgebaut (Akkomodation).
Dieses Verhalten lässt sich ansatzweise schon vor dem 5. Lebensmonat beobachten (Versuch mit „Phantomgegenständen") - PIAGET hatte dafür das früheste Alter von 6-8 Monaten angenommen.

Im Laufe des 2. Lebensjahres ist das Kind in der Lage, ein Problem durch den Einsatz neuer Mittel zu lösen, ohne auf vorherige Erfahrungen zurückgreifen zu müssen.

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