Hessischer Bildungsserver / Kompetenzorientierter Mathematikunterricht Primarbereich

Schülerprodukte

Immer wieder lohnt es sich anhand offener Aufgabenstellungen den individuellen Lernentwicklungsstand im Fach Mathematik unter die Lupe zu nehmen. Oftmals sind erstaunliche Strategien und Gedankengänge anhand der Kinderprodukte nachzuvollziehen. Dort, wo sich Rätsel auftun, ist es sinnvoll, das Kind konkret zu seiner Vorgehensweise zu befragen. So erfährt die Lehrkraft häufig um ein Vielfaches mehr über den individuellen Stand der Zahlbegriffsbildung als über vorformatierte Rechenaufgaben aus dem Lehrwerk.

Kinderprodukte aus der 3. SchulwocheBeispiel

Die folgenden Schülerarbeiten stammen aus einer Eingangstufenklasse und sind zu Beginn der 3.Schulwoche nach der Einschulung entstanden. Die Kinder sind 5 bis 7 Jahre alt.
Sie erhielten folgende Aufgabe:

Schreibe alles auf, was du rechnen kannst!
Schreibe alle Zahlen auf, die du kennst!

Die Ergebnisse lassen allerhand Spannendes erkennen und ermöglichen wichtige Schlussfolgerungen im Hinblick auf den individuellen Entwicklungsstand der Kinder im Bereich der Zahlbegriffsentwicklung.

Bevor Sie sich jedoch die Beispiele der Kinder ansehen, lesen Sie zur Einstimmung die Kurztexte aus: Kinder & Mathematik - Was Erwachsene wissen sollten, Hartmut Spiegel u. Christoph Selter, Kallmeyer bei Friedrich in Velber 2006

Aufgabe 1
Aufgabe Versuchen Sie eine Einordnung des Standes der Zahlbegriffsentwicklung anhand der Beispiele. Wählen Sie hierfür ein oder zwei Kinderprodukte aus, die Sie genauer analysieren wollen.
  1. Welche Fragen würden Sie sich selbst in Bezug auf den individuellen Stand der Zahlbegriffsentwicklung stellen?
  2. Welche Fragen würden Sie dem jeweiligen Kind stellen?
  3. Welche Ressourcen können Sie erkennen?
  4. An welchem Punkt der Zahlbegriffentwicklung bzw. bei welchen anderen Voraussetzungen aus dem Bereich des Grundwahrnehmungssystems würden Sie jeweils mit Ihrer Förderung beginnen?

 

Zum Vergleich:    Kinderprodukte aus der 18. Schulwoche

Dieselbe Lerngruppe aus der Eingangsstufe in der 18.Schulwoche - wieder erhielten die Kinder die Aufgabe, alles zu notieren, was sie bereits rechnen können. Interessant sind die zu erkennenden individuellen Lernfortschritte im direkten Vergleich mit den Produkten aus der 3. Schulwoche.
Es ist eindeutig, dass die Schülerinnen und Schüler sich ein ganzes Stück mehr zutrauen.

Sehen Sie hier die Ergebnisse!

Welche Bedeutung das direkte Gespräch mit den Kindern für die Einschätzung des Lernentwicklungsstandes spielt, zeigt sich an folgender Situation:

Die Lehrerin fragt Len, ob er auch schon Minus rechnen kann. Er antwortet freudig: „Aber ja!" und schreibt:

3 = 1 + 2
3 = 3 + 0
10 = 5 + 5

Wenn Sie diese Antwort analysieren wollen, widmen Sie sich der Aufgabe 2.

Aufgabe 2
Aufgabenfelder
    Nehmen Sie den individuellen Lernfortschritt der Schülerinnen und Schüler in den Blick.
    1. Auf welcher Stufe der Zahlbegriffsbildung befindet sich das von Ihnen ausgewählte Kind nun?
    2. Welche Strategieansätze haben sich entwickelt bzw. gefestigt?
    3 An welchen Stellen bräuchte das Kind weitere Anregungen und Unterstützung?
    4. Wie könnte die weitere Förderung gestaltet werden?

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