Hessischer Bildungsserver / Kompetenzorientierter Mathematikunterricht Primarbereich

Testtheorie

FormelnJedem Test liegt eine bestimmte fachdidaktische Theorie zugrunde nach welchen Kriterien der Gegenstand um den es bei dem Test geht, aufgebaut ist, wie dessen Aneignung im Regelfall vonstatten geht und wie die üblichen Entwicklungsverläufe sind.

Folgende Fragen stehen bei der Testtheorie im Vordergrund:
                    · Was soll gemessen werden?
                    · Wie soll gemessen werden?
                    · Welche Fehler treten bei der Messung auf?
                    · Wie können diese Fehler vermieden bzw. mit welchen Methoden kontrolliert werden?

Gütekriterien:              · Objektivität      · Reliabilität (Zuverlässigkeit)      · Validität (Gültigkeit)

Testverfahren unterliegen hinsichtlich ihrer Beurteilung wissenschaftlichen Gütekriterien. Von einem standardisierten Test wird erwartet, dass er objektiv ist.

Objektivität bezieht sich dabei auf drei Aspekte, die Durchführung, die Auswertung und die Interpretation eines Tests. Damit unterschiedliche Testergebnisse als Anzeichen unterschiedlicher Ausprägungen der Merkmale der untersuchten Probanden gedeutet werden können, muss sichergestellt sein, dass Unterschiede nicht schon dadurch zustande kommen, dass der Test unterschiedlichen Probanden in unterschiedlicher Weise vorgegeben wird, dass unterschiedliche Personen, die einen Test auswerten, dabei zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen und dass die Interpretation eines ausgewerteten Testbefundes im Hinblick auf die Merkmale, die erfasst werden sollen, von dem Diagnostiker abhängt, der diese Interpretation vornimmt. Durch Standardisierung der Durchführung, Auswertung und Interpretation können diese Einflüsse minimiert werden." (Dieter Lenzen; Pädagogische Grundbegriffe Band ; Reinbek bei Hamburg; 1998)

Unter Reliabilität versteht man den Grad der Genauigkeit mit dem ein Test das misst, was er vorgibt zu messen. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von der Zuverlässigkeit eines Tests. Dies wird bereits bei der Testkonstruktion durch Mehrfachmessungen berücksichtigt.

Ein weiteres Gütekriterium ist die Validität oder Gültigkeit. Damit soll sichergestellt werden, dass ein Test auch tatsächlich das Kriterium misst welches er zu messen vorgibt. Wenn ein Rechentest für sich z.B. beansprucht eine Rechenschwäche zu messen, so muss klar definiert sein, was eine Rechenschwäche ist bzw. welche Kriterien erfüllt sein müssen um von dieser Teilleistungsschwäche zu sprechen.

Signifikanz
Zwei Testwerte unterscheiden sich dann signifikant, wenn die Wahrscheinlichkeit, dass diese Unterschiede durch Zufall zustande kommen nur gering ist. Somit sind Unterschiede zwischen zwei Testergebnissen mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit aussagekräftig.
Beispiel: Die Testergebnisse von zwei Schülern unterscheiden sich durch 4 T-Wertpunkte. Je nach Test (Die Signifikanzwerte kann man im jeweiligen Testhandbuch nachschlagen) unterscheiden sich die beiden Testergebnisse nicht signifikant, das bedeutet, dass man mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Aussage darüber machen kann, ob die Differenz der Testergebnisse zufällig zustande kommt oder bedeutsam ist.
Ein anderes Kind hat in einem Testteil einen T-Wert von 30, in einem zweiten einen T-Wert von 58. Diese beiden Teilergebnisse unterscheiden sich signifikant voneinander und sind daher bedeutsam, das heißt sie können interpretiert werden.

Standardmessfehler

Jede Messung ist mit einem Messfehler verbunden.

Der beobachtete Messwert setzt sich aus dem wahren Wert und einem Fehlerwert zusammen. das Ergebnis einer testpsychologischen Untersuchung kann nie mit einem festen Standardwert ausgedrückt werden, sondern immer nur durch die Angabe eines Bereiches, in dem der wahre Testwert mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit liegt. Diesen, nennt man den Vertrauensbereich. Je höher die Reliabiltät eines psychologischen Tests ist, desto kleiner ist der Vertrauensbereich.

Siehe dazu:   Klassische Testtheorie

Das bedeutet, dass der wahre Testwert nicht in einer Zahl, sondern in einem Vertrauensbereich festgelegt werden kann.

Beispiel: Ein Schüler erreicht in einem Schulleistungstest einen T-Wert von 65. Je nach Test liegt seine wahre Leistung mit 95%iger Wahrscheinlichkeit zwischen dem T-Wert 55 und 75. Im Testhandbuch sind die Standardabweichungen und Vertrauensbereiche des jeweiligen Tests angegeben.

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