Hessischer Bildungsserver / Kompetenzorientierter Mathematikunterricht Primarbereich

Das diagnostische Gespräch - Vertiefung

Die Sprache spielt nicht nur im Mathematikunterricht bei der Kommunikation über Lösungswege eine zentrale Rolle, sondern auch bei der Denkentwicklung. Kinder denken dabei stärker in Bildern und bildlichen Zusammenhängen als Erwachsene. Das von Erwachsenen eingesetzte Anschauungsmaterial zur Unterstützung der kindlichen Denkvorgänge ruft aber oft unterschiedliche Assoziationen hervor.

So kann das folgende Bild die Schülerinnen und Schüler zu den unterschiedlichsten Schlussfolgerungen animieren:

Kinder und Fahrräder Schüleräußerungen                                             
                                                                  
Bild „Welt der Zahl - 1“, S. 33  

 

Es gibt weitere Erschwernisse bei Gesprächen über mathematische Strukturen:

  • Der Unterricht ist überwiegend ergebnisorientiert
  • Es werden stark vorstrukturierte Techniken und Algorithmen vermittelt
  • Individuelle Lösungswege spielen keine Rolle
  • Ergebnisse werden gesammelt und nicht ausgewertet
  • Eigene kindliche Lösungsansätze oder sich anbahnende Umwege werden sehr schnell in die „richtige" Richtung gelenkt
  • Mangelnde Übung im Verbalisieren von Gedankengängen
  • Fehlender kindlicher Wortschatz
  • Fehlendes Fachvokabular
  • Zusammenhänge werden nicht genügend oder zu abstrakt verbalisiert

(s. Angela Maak: Zusammen über Mathe sprechen, Mülheim 2003)

 

 

Das Sprechen über Lösungswege gelingt nur, wenn es im Unterricht ständig eingeübt wird und die Kinder dazu ermuntert werden, ihre Gedankengänge offen zu legen. Dies bedeutet gleichzeitig den Unterricht nicht lösungsorientiert, sondern prozessorientiert zu gestalten. Dann stehen nicht mehr richtige oder falsche Ergebnisse im Focus der Betrachtung, sondern die Lösungswege.


Der Mathematikunterricht sollte über das Üben und Festigen hinaus folgende Bestandteile haben:

 

 

   
  1. Einsatz mathematischer und geometrischer Fachbegriffe
  2. Einsatz visueller Darstellungsmittel, die Struktureinsicht fördern (link zum Abschnitt Förderung Material)
  3. Einwortsätze wie „ja, richtig falsch, 14" werden präzisiert und erweitert.
  4. Es werden Hypothesen zur Problemlösung verbalisiert
  5. Die Kommunikation der Schülerinnen und Schüler untereinander wird im Unterricht gefördert







 

 

 

Dies erfordert von der Lehrkraft eine Veränderung ihrer Rolle. Auch wenn die Wissensvermittlung nach wie vor eine zentrale Rolle im Unterricht spielt, sind nun hohe Unterrichtsanteile für die Eigentätigkeit und Versprachlichung durch die Schülerinnen und Schüler vorzusehen.

 

Folgende Elemente können dazu beitragen, dass Kinder lernen über ihre Lösungswege zu sprechen:

 
  • Rechentagebuch
  • Telefongespräch
  • Rechenkonferenzen
  • Reflexionsaufträge
  • Transparenz
  • Visualisierung
  • Anschauungsmaterial                                                                                                             

 

 

 

 

 

 Lesen Sie dazu diesen Artikel von Christoph Selter und Beate Sundermann.

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