Hessischer Bildungsserver / Von der Diagnose zur Förderung

Station 1: Die Gestaltung der Anfangssituation

Die erste Voraussetzung für Förderung ist die Gestaltung einer transparenten, verständlichen und das Lernen anregenden Anfangssituation

Frage: Wie steigen Sie in einen neuen Unterrichtsgegenstand ein?
Wenn Sie typische Anfangssituationen vergleichen, hat sich etwas verändert im Laufe der Zeit?
Notieren Sie bitte Ihre Überlegungen dazu.

Transparenz: Die Offenlegung von Stoff und Zielen ist eine wichtige Voraussetzung für die Individualisierung des Unterrichts. Fördern beginnt mit der Klärung der Absichten, Ziele und Anforderungen.

Aspekte zur Herstellung von Transparenz

> Lernziele festlegen

Das Festlegen von Lernzielen und das daraus abgeleitete Formulieren von Kriterien ist der erste Schritt zur Beurteilung von Lernfortschritten, auf deren Grundlage individuelle Förderung geschehen kann. Deshalb ist vor Beginn einer Unterrichtseinheit zu klären:

Was sollen die Schülerinnen und Schüler am Ende gelernt haben?

Lehrpläne und Materialien wie Schulbücher geben den Rahmen vor durch Lehrziele und Themen. Wenn man sich unter Kolleginnen und Kollegen austauscht, wird sichtbar, dass jede einzelne Lehrkraft bei ihrer Auswahl ihrer Unterrichtsthemen eigene Schwerpunkte setzt und auf gleichen Grundlagen unterschiedlicher Unterricht plant. Die Unterschiede sind abhängig von den Erfahrungen der Lehrperson (sowohl als Lerner/-in, als auch als Lehrer/-in) und dem Lernkontext der jeweiligen Klasse:

Persönlichkeiten, Vorerfahrungen, Möglichkeiten und Entwicklungsschwerpunkte. Oft legt die Lehrperson die Lehrziele intuitiv fest, manchmal scheint das Material die Ziele vorzugeben.

Als Lehrperson ist es wichtig, sich die eigenen Lehrziele klar zu machen.

> Absichtserklärung der Lehrperson

Hier geht es um die Formulierung, um die Mitteilung der Lehrziele, so wie die jeweilige Lehrperson sie in ihrer Interpretation mit ihrem persönlichen Bezug zum Thema wichtig findet. Sie beschreibt, welches die wesentlichen Anforderungen sind und verdeutlicht, welchen „Lerngewinn“ die Schülerinnen und Schüler dabei haben.


> Anforderungen auf verschiedenen Niveaus beschreiben

Wegen der unterschiedlichen Lernstände der Schülerinnen und Schüler und dem Bestreben, möglichst alle erfolgreich lernen zu lassen, sollten Ziele auf zwei Niveaus beschrieben werden, zum Beispiel als „Grundanforderung“ für alle Schülerinnen und Schüler und als „erweiterte Anforderung“, die nach oben offen formuliert ist. Auch durch eine Gewichtung der Kriterien kann eine Schwerpunktsetzung der Schülerinnen und Schüler ermöglicht werden.
Beispiel „Mündliche Kommunikation“

> Wissen darüber, an welches Wissen und Können angeknüpft werden kann

Die Lernausgangslage kennen zu lernen, ist besonders in neuen Lerngruppen und bei neuen Themen wichtig.
Im Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern oder durch Einträge in ihre Lernjournale, durch Mind-Map, Lotusdiagramm, Fragebogen, Beispielaufgaben kann geklärt werden:

  • Was kann/weiß ich bereits über das Thema?
  • Was interessiert mich daran?
  • Was möchte ich können/wissen?

Leistungstests z.B. im Bereich Rechtschreiben, mathematische Fertigkeiten oder Lesen, geben Auskunft darüber, wo jede/r einzelne Schüler/-in mit seiner Leistung im Vergleich mit einer großen Gruppe Gleichaltriger zu verorten ist.

Die Sammlung von Lernausgangslagen und Lerninteressen im Klassenverband hat mehrere Funktionen:

  • sie aktiviert das Vorwissen der Schülerinnen und Schüler
  • sie liefert der Lehrkraft eine Grundlage für die weitere Unterrichtsplanung , indem sie Wissen, Interesse und Zugehensweisen der einzelnen Schülerinnen und Schüler erfährt
  • sie markiert den Anfang einer gemeinsamen Arbeit von Lehrperson und Lernenden

Den Lernenden soll klar werden welche Ziele sie am Ende der Lerneinheit erreicht haben sollen. Das gelingt am besten durch eine prägnante Beschreibung der Ziele. Eine gute Beschreibung von Lernzielen antwortet auf folgende Fragen:

1. Was sollen die Schüler und Schülerinnen tun können?
Eindeutig formulierte Ziele lassen weniger Interpretationen zu als allgemein formulierte.
  • Allgemein und viele Deutungen zulassend: wissen, verstehen, zu würdigen wissen
  • Weniger Deutungen zulassend: schreiben, jemandem erklären, auswendig hersagen
2. Unter welchen Bedingungen sollen sie es tun können?
  • Zeitrahmen, Arbeitsform und eventuelle Medien bzw. Materialien
Beispiel „Mündliche Kommunikation“: am Ende der Woche nach einer gemeinsamen Vorbereitung mit dem Lernpartner/der Lernpartnerin einen 5 bis 10minütigen Vortrag zu einem Lernplakat zu Eurem Thema halten. Die Lernpartner tragen beide vor.

3. In welcher Qualität soll dies erfolgen?

Beispiel "Mündliche Kommunikation“: am Ende der Woche… Der Vortrag wird von allen verstanden. Er fasst die Punkte zusammen, die ihr am wichtigsten findet. Er macht neugierig auf Euer Thema.