Lesefertigkeiten - mögliche Schwierigkeiten
Mögliche Schwierigkeiten beim Buchstabenlesen wurden bereits bei der Beschreibung der komplexen Merkmalstrukturen der GPK und den Stolpersteinen, die sich daraus ergeben können, deutlich. Darüber hinaus gibt es aber auch Lernschwierigkeiten beim Erkennen der Grapheme im Wortverband (mehr dazu unter: ·· Buchstabenlesen).
Beim Lesen von Wörtern können Kinder Lernstrategien entwickeln, die in Sackgassen enden, wenn sie keine sicheren Rekodierfähigkeiten entwickeln. Diese Kinder zeigen Ausweichverhalten nicht nur in ihrem allgemeinen Unterrichtsverhalten. Sie entwickeln auch kein ausreichendes, automatisiertes Leseverhalten. Sie lesen ungenau und vor allem stark verlangsamt. Ihre Motivation, selbständig lesen zu wollen, versiegt. (mehr dazu unter ·· Wortlesen).
Schwierigkeiten beim schnellen Worterkennen schränken die Intensität der Textverarbeitung ein. Die Textinformation kann nicht im aktiven Zustand des Gedächtnisses gehalten werden, um sie zu verarbeiten (Klicpera u.a. 1998, S. 142). Das Sinnverständnis wird dadurch erschwert, wenn nicht gar unmöglich. Im lauten Lesen zeigt sich dieses Leseverhalten dadurch, dass Kinder ohne Betonung lesen, d.h. die Intonation nicht rekonstruieren und Phrasengrenzen nicht einhalten (mehr dazu unter ·· Automatisierung des Wortlesens.) Phrasen oder auch Sinnschritte können bereits in Übungstexten visuell vorstrukturiert werden.
- Der Zeilenumbruch kann immer entlang der Phasengrenzen erfolgen.
- Zwischen den Phrasen können die Wortabstände vergrößert werden.
- In einem Text können zu Übungszwecken die Phrasengrenzen durch Schrägstriche markiert werden.
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Zur Vertiefung: |
Auswirkungen von Leseschwierigkeiten auf das Erlernen der Rechtschreibung
Eine geringe Worterkennungsgeschwindigkeit führt zunächst dazu, dass Schüler Lesen eher vermeiden. Sie entwickeln dadurch oft keine effiziente Abschreibtechnik. Wörter, werden nicht gelesen, sondern Buchstabenweise "abgemalt". Es fehlt also der zweifache Übungseffekt des Abschreibens. Nicht nur der Leseübungseffekt fällt weg, die Schreibweise des Wortes prägt sich ebenso wenig ein. Zudem erscheinen diese Kinder als langsam in ihrer für sie sehr anstrengenden Arbeit.
Dieser negative Effekt wirkt sich bei allen schriftlichen Übungen zur Spracherziehung aus. Solche Übungen dienen in erster Linie der Analyse und dem bewussten Gebrauch sprachlicher Strukturen. Gleichzeitig sind dies auch immanente Leseübungen, sofern die Kinder effektive Abschreibtechniken verwenden. Wenn Abschreiben eher ein visueller Kopierprozess von Wörtern ist, entsteht ein negativer zirkulärer Prozess, der die Lesefähigkeit nicht verbessert und weitere, allgemeine Lernprobleme schafft.
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