Reading
Lesen in der Fremdsprache
Die fremdsprachliche Leseforschung stützt sich auf die muttersprachliche, ohne jedoch einen Einfluss des muttersprachlichen Leseverständnisses auf das muttersprachliche bewiesen zu haben. Es gibt in der aktuellen Forschung zwei immer wieder untersuchte Hypothesen (vgl.: Liesel Hermes):
- "Schwache Leseleistung in der Fremdsprache beruht auf denselben Schwächen im muttersprachlichen Lesen.
- Schwache Leseleistung in der Fremdsprache basiert auf ungenügender Kenntnis derselben.“
Die erste, auch Liguistic-Independence-Hypothesis genannt (vgl.: Dörr), besagt, dass Lesestrategien aus der L1 auf die L2 übertragen werden. Folgt man der Linguistic-Threshold-Hypothesis, so ist ein Mindestmaß an sprachlicher Kompetenz erforderlich (vgl. Dörr).
Eine Gegenüberstellung der Deutschen und der Englischen Sprache macht deutlich, dass der L2 Lerner mit einer komplexen Phonem-Graphem-Korrespondenz konfrontiert ist. Ungewohnte Wortstellungen und neue Buchstabenverbindungen erschweren den Leseprozess ebenfalls.
Ähnlichkeiten zwischen Mutter- und Fremdsprache zu Leseerleichterungen führen können. Je größer die semantischen und syntaktischen Unterschiede zwischen den beiden Sprachen desto weniger kann der Leser auf seine muttersprachliche Leseerfahrung zurückgreifen. Diese Erkenntnissen unterstützen die erste Hypothese.
Mangelndes syntaktisches oder semantisches Wissen erschwert den Leseprozess. Das Erreichen eines bestimmten Niveaus (threshold level) führt zu einer Verbesserung der Leseleistungen. Diese Erkenntnisse sprechen für die zweite Hypothese.
Die short circuit-Hypothese besagt, dass mangelnde Kenntnisse in der Fremdsprache dazu führen, dass Leser auf niedrigere muttersprachliche Lesestrategien zurückgreifen wie z.B. Wort-für-Wort-Lesen.
Hermes resümiert, dass mehr Indizien dafür sprächen, „dass die fremdsprachliche Lesefähigkeit überwiegend von den Kenntnissen abhängt und nicht von der muttersprachlichen Lesefähigkeit.“
Lesearten
Es existieren eine Vielzahl von Lesearten. Im Folgenden sind nur einige benannt, die häufig im Englischunterricht genutzt werden (vgl.: Haß):
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stilles, sinnentnehmendes Lesen (kommt im Alltag am häufigsten vor und ist, wie der Name schon vermuten lässt, zur Sinnentnahme geeignet)
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Vorlesen unbekannter / bekannter Texte (über den Sinn lauten Vorlesens entscheidet die didaktische Funktion. Ist ein Text bekannt, kann ein Vorlesen den Fokus auf bestimmte Passagen eines Textes legen. Das Vorlesen unbekannter Texte führt oft zu Fehlern und ist somit nur von versierten Lesern oder von hoch motivierten und „nicht leicht zu entmutigenden“ Schüler/-innen zu erwarten.
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skimming (Das überfliegende Lesen dient zur Erfassung des Grobverständnisses, es werden z.B. Schlüsselwörter gesucht. Der Leser möchte sich schnell informieren, worum es in einem Zeitungsartikel geht.)
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scanning (Ein detailliertes, suchendes Lesen wird zum Auffinden bestimmter Informationen genutzt. Ein Leser möchte sich über die Ergebnisse in einem Sportartikel in der Zeitung informieren.)
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Mitlesen (Der Vorteil dieser Lesart besteht im Imitationslernen. Der Schüler kann durch Imitieren (stille Lippenbewegungen) die Graphem-Phonem-Korrespondenz erhören.)
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intensive reading (Erschöpfendes Lesen von kurzen Texten. Es wird z.B. beim Lesen von Gedichten oder Kochrezepten gebraucht.)
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extensive reading (Diese Lesart kommt beim Lesen von Ganzschriften zur Anwendung. Die Schwierigkeit hierbei ist es, trotz Vokabellücken zu lesen.)
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proof reading / error spotting (Diese Lesart ist sehr anspruchsvoll und setzt einige Kenntnisse voraus)