Hessischer Bildungsserver

„Hauptrollen in Hessen zu vergeben"

Hessen startet heute Lehrerwerbekampagne

Dieser Beitrag ist abgelaufen: 31. Dezember 2014 00:00

„Hauptrollen in Hessen zu vergeben! Mit diesem Slogan startet Hessen ab heute eine Werbekampagne, um mehr Lehrerinnen und Lehrer an Hessens Schulen zu holen“, erklärte Hessens Ressortchef für den Kultusbereich Jürgen Banzer. Mit einem Mix aus Anzeigen in Printmedien, Außenwerbung mit Großplakaten und Citylights, eigener Internetadresse (www.lehrer-nach-hessen.de ) und einer entsprechenden Installation auf dem Hessentag habe man eine moderne Kampagne mit flankierenden Maßnahmen zur Personalgewinnung entwickelt, die über die kontinuierliche Information und Bewerbung des Lehrerberufs via Internetangebot des Hessischen Kultusministeriums usw. weit hinausreiche.

„Mir ist schon kurz nach meinem Amtsantritt klar geworden, dass sowohl die von den Fraktionen im Landtag geforderten zusätzlichen Lehrkräfte als auch der aktuelle Bedarf für das kommende Schuljahr es zwingend erforderlich machen, neue Wege einzuschlagen, um Lehrer für Hessens Schulen gewinnen zu können. Zu dem Bedarf von etwa 1.600 Lehrkräften im neuen Schuljahr 2008/09 kommt noch ein einmaliger Sonderbedarf von weiteren rd. 1.000 hinzu. Dieser ergibt sich aus der Einlösung der Zusage der CDU-geführten Landesregierung, die noch von Ex-SPD-Kultusminister zu verantwortende Vorgriffstunde* an die Lehrkräfte zurückzugeben“, so Kultusressortchef Jürgen Banzer. Das Stellenvolumen sei bereits im Haushalt berücksichtigt. „Mir war es wichtig, dass wir für diesen hohen Bedarf ein Paket mit einer Kampagne und flankierenden Maßnahmen schnüren, das sehr schnell Effekte erzielen kann. Unterstreichen möchte ich an dieser Stelle, dass wir uns auch bei dem aktuell hohen Bedarf die Qualifikation der Bewerber genau anschauen. Wir möchten sowohl frisch examinierte Lehrkräfte ansprechen als auch mögliche Wieder- und Quereinsteiger, wir beziehen die Möglichkeit der vergüteten Mehrarbeit und die Anwerbung ausländischer Lehrkräfte oder die Einrichtung eines Sonderbeauftragten für Quereinsteiger in meinem Hause ein“, stellte Jürgen Banzer fest. Insofern sei er froh, dass es trotz der knappen Zeit noch gelungen sei, die Kampagne gezielt zum Schuljahreswechsel starten zu können. Das Bildmotiv der Kampagne mit den noch zu besetzenden Regiestühlen, dem Leitbegriff der „Hauptrollen“, und der Aufschrift Englisch, Latein, Musik, Physik und Chemie, verdeutliche in plakativer Weise die Tatsache, dass Hessen Lehrkräfte suche, dabei bestimmte Fächer eine besondere Rolle einnähmen und dass Hessen dem Lehrerberuf einen besonderen und herausgehobenen Stellenwert beimesse. „Lehrerinnen und Lehrer nehmen de facto eine Hauptrolle im Schulleben ein, sie sind mit ihrer ganzen Person und Arbeit von besonderer Bedeutung für die Schulkultur sowie für die schulische und persönliche Entwicklung von Schülerinnen und Schülern . Daher hoffe ich, dass dieses Signal „Hauptrollen in Hessen zu vergeben“ viele anspricht, sich in Hessen um eine Stelle zu bewerben“, so Jürgen Banzer. Der Minister erklärte, dass es vermutlich auch Bewerbungen und Interessenten geben werde, die man trotz des hohen Bedarfs nicht berücksichtigen könne. Klar sei aber, dass jeder Einzelfall auf seine Einsatzmöglichkeit hin umgehend geprüft werde. Staatsminister Banzer wies zudem daraufhin, dass Hessen den Lehrkräften attraktive Konditionen biete. Eine Verbeamtung sei sogar bis zum 50. Lebensjahr möglich, das Haupt- und Realschullehramt werde im Gegensatz zu anderen Bundesländern mit A 13 besoldet und Hessen biete den Bewerbern, ebenfalls im Gegensatz zu anderen Bundesländern, volle Stellen . Darüber hinaus merkte Jürgen Banzer an, dass man bei den flankierenden Maßnahmen den Mut bewiesen habe, Neuland zu betreten. „Was beispielsweise die Anwerbung von Lehrkräften aus dem Ausland oder das Wiedereinsteigerprogramm angeht, haben wir bestenfalls Anhaltspunkte aus anderen Bundesländern, wie erfolgreich solche Maßnahmen sein können. Aber wir dürfen meiner Überzeugung nach nichts unversucht lassen, um den derzeit enorm hohen Bedarf an Lehrkräften decken zu können. An der Stelle möchte ich klar sagen, dass ich offen bin für weitere Vorschläge, wie wir mehr Lehrkräfte für Hessens Schulen bekommen können. Ich habe auch vor, Fachleute und Schulpolitiker des Hessischen Landtags zu einem Ideenaustausch in Sachen Lehrergewinnung einzuladen“, kündigte Staatsminister Jürgen Banzer an.

Kampagne
1. Anzeigen in regionalen und überregionalen Medien ab 7. Juni
In regionalen und überregionalen Tageszeitungen sowie in den Wochenmagazinen „Focus“ und „Der Spiegel“ sind Anzeigen mit dem Kampagnenmotiv geschaltet. Es sind die Verbreitungsgebiete der jeweiligen Printmedien in den Universitätsstädten und um diese herum über Hessen hinaus berücksichtigt. (z.B. Frankfurt, Göttingen, Heidelberg, Köln, Würzburg)

2. Internetauftritt ab 6. Juni www.lehrer-nach-hessen.de
Es werden ausführliche Informationen zu den Einstellungsvoraussetzungen in den hessischen Schuldienst, zu Fachbedarfen, zu Einsatzmöglichkeiten, zur Besoldung, Kontaktadressen für die Zusendung von Bewerbungsunterlagen und Ansprechpartner genannt, die bei der Klärung individueller Fragen behilflich sein können.

3. Hessentag ab 6. Juni 2008
Am Stand des Hessischen Kultusministeriums wird es eine Installation aus den Regiestühlen und der Plakatwerbung geben. Zusätzlich werden Postkarten mit dem Kampagnenplakatmotiv ausliegen und ein PC zur umgehenden Selbstinformation unter www.lehrer-nach-hessen.de zur Verfügung stehen. Darüber hinaus sind selbstverständlich die am Stand befindlichen Mitarbeiter der Schulverwaltung bei ersten Fragen und Hinweisen behilflich.

4. Außenwerbung ab 6. Juni 2008
In den Universitätsstädten Hessens und den angrenzenden Bundesländern werden für einen Zeitraum von jeweils zehn Tagen Großplakate an wechselnden markanten Verkehrswegen und Citylights z.B. an Bushaltestellen installiert.

Flankierende Maßnahmen
1. Teachers scout
Hessen wird künftig verstärkt an den Schulen und mit diesen für den Lehrerberuf werben. So können sich schon Schülerinnen und Schüler frühzeitig und in einem auf sie direkt zugeschnittenen Angebot über das Berufsbild und die Berufsperspektiven konkret informieren.

2. Vorverträge mit Lehrkräften im Vorbereitungsdienst
Mit Vorverträgen wird für die Schulen erhöhte Planungssicherheit bei der Personalgewinnung und mehr Kontinuität beim Einsatz von Lehrkräften geschaffen. Referendarinnen und Referendare können zunächst nach dem Abschluss ihrer Ausbildung ohne Unterbrechung als Lehrkraft weiter an der Schule tätig sein. Zusätzlich bieten Vorverträge Lehrkräften, die ihre Ausbildung gerade beenden, eine berufliche Perspektive in Hessen. Bisher wurden Nachwuchskräfte nach ihrer in Hessen absolvierten Ausbildung oftmals von anderen Bundesländern abgeworben.

3. Erhöhung der Stellen für Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst
Auf Initiative der CDU-Fraktion und mit Unterstützung der anderen Fraktionen des Hessischen Landtags wurde gestern beschlossen, dass die Hessische Landesregierung die Anzahl der Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst (LiV) von derzeit 1.175 zum 01.08.2008 auf 1.500, erhöhen kann. Auf diese Weise verstärkt Hessen seine Anstrengungen zur Nachwuchsgewinnung gerade für Mangelfächer schon auf der Ebene erhöhter Ausbildungskapazitäten. ´

4. Perspektiven für Vertretungskräfte
Vertretungskräften, die im Rahmen der verlässlichen Schule tätig sind und die sich in besonderem Maße bewähren, sollen die Chance erhalten können, über die Teilnahme an einem Quereinsteigerprogramm eine unbefristete Tätigkeit zu bekommen. Hiermit wird dem Wunsch von Schulen Rechnung getragen, engagierte und bewährte Vertretungskräfte dauerhaft für ihre Arbeit gewinnen zu können.

5. Bewährungsmöglichkeiten
Dieses Angebot richtet sich an Absolventen des Vorbereitungsdienstes, die aufgrund ihrer Examensnote zunächst kein Einstellungsangebot erhalten. Diesen geben wir die Chance, sich über den zunächst befristeten Einsatz im Schuldienst zu bewähren. Sofern die Schulleitung feststellt, dass sich die Lehrkraft bewährt hat, kann diese Tätigkeit für eine spätere Festanstellung berücksichtigt werden. Auf diese Weise stellen wir sicher, dass die unterrichtliche Qualität genauso gewahrt bleibt, wie Personalressourcen erschlossen werden können.

6. Freiwillige Mehrarbeit von Lehrkräften
Auf diese Weise können bereits im Schuldienst tätige Kräfte bei entsprechender Vergütung zusätzliche Unterrichtskapazitäten ermöglichen. Dies gilt in besonderem Maße für Mangelfächer.

7. Programm für Wiedereinsteiger
Dies ist ein Angebot an Väter und Mütter, die sich nach einer längeren Familienphase zur Rückkehr oder zum Eintritt in den Schuldienst entscheiden. Wir werden ein speziell auf diese Zielgruppe zugeschnittenes Fortbildungsangebot entwickeln, das es diesen Männern und Frauen ermöglicht, in kompakter Form aufzuarbeiten, was sie an Informationen benötigen, um wieder fit für die Schule zu sein.

8. Anwerben von Lehrkräften anderer Länder
Ob es um Stellenanzeigen - z.B. auf den Internetseiten größerer Städte im Ausland - oder darum geht, von den Erfahrungen beispielsweise von Privatschulen mit internationalem Profil profitieren zu können, Hessen wird an dieser Stelle jeden Weg prüfen. Entscheidend ist dabei, dass Lehrkräfte aus dem Ausland in Abhängigkeit von ihrem Facheinsatz auch der deutschen Sprache auf einem entsprechenden Niveau mächtig sein müssen.

9. Sonderbeauftragter für Lehrereinstellung
Im Hessischen Kultusministerium wird es einen Sonderbeauftragten geben, der sich mit den erfahrungsgemäß sehr komplexen und individuellen Fragen von Interessenten für den Schuldienst, insbesondere bei Quereinsteigern, befasst. Hier spielen Fragen nach der Anerkennung von Berufserfahrung, Ausbildungen, Abschlüssen usw. eine besondere Rolle. Diese sind oftmals mit Nachfragen und Gesprächen zu klären.

* Derzeit halten noch alle Lehrerinnen und Lehrer sowie Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen an hessischen Schulen zwischen dem 35. und 50. Lebensjahr eine Unterrichtsstunde mehr, als es ihrer eigentlichen Unterrichtsverpflichtung entspricht. Diese so genannte „Vorgriffstunde“ wurde 1998 von der damaligen Landesregierung durch die Verordnung über die Umsetzung der Arbeitszeit der Lehrkräfte auf die Tätigkeit an der Schule vom 9. Juli 1998 (ABl.8/98, S.506) eingeführt. Vorkehrungen für eine Rückgabe der zusätzlichen Unterrichtsverpflichtung wurden nicht getroffen. Die Regelung zur Vorgriffstunde wurde von der Hessischen Landesregierung 1999 mit der Zusage verbunden, dass nach dem Schuljahr 2007/2008 die Vorgriffstunde entfällt und die kontinuierlich geleisteten zusätzlichen Unterrichtsstunden ab dem Schuljahr 2008/2009 jahrgangsweise ausgeglichen werden. Dies geschah auch in der Annahme, dass ab diesem Zeitpunkt mit einem Rückgang der Schülerzahlen zu rechnen sei.

| 6.6.2008