Zusammenhang von Lesen und Schreiben
Derzeit geht man davon aus, dass es sinnvoll ist, beim Schriftspracherwerb mit dem lautgetreuen Schreiben zu beginnen. Indem Kinder lautgetreu verschriften, stärken sie ihre phonologische Bewusstheit für Laute, lernen die Visualisierung von Lauten in Schriftzeichen kennen, machen vielfältige Erfahrungen bzgl. der Abfolge der einzelnen Laute bzw. Buchstaben und üben intensiv die Korrespondenz zwischen Laut und Buchstabe. Dabei erhalten sie ständig Hinweise darüber, wie bestimmte Laute verschriftet werden können, aber auch wie bestimmte Buchstaben in normaler Aussprache klingen(vgl. Klicpera u.a. 2003, S. 36 ff).
Damit wird der Leselernprozess und die Sinnentnahme beim Lesen in Gang gesetzt oder weitergehend unterstützt. Die Kinder können auf das alphabetische Wissen, welcher Laut mit welchem Buchstaben verbunden ist, zurückgreifen und so ein Wort phonologisch rekodieren, also Buchstabe für Buchstabe lesen. Häufig benutzte Buchstabenkombinationen unterstützen das schnelle Wiedererkennen in Wörtern und später auch das Wiedererkennen ganzer Wörter.
Umgekehrt nimmt das Lesen seinerseits Einfluss auf das Schreiben und Rechtschreiben. So wird z.B. das Einhalten der Wortgrenzen, das für manche Kinder lange Zeit ein Problem ist, durch das Lesen weiterentwickelt. Kinder, die gerne lesen, können dadurch aber vor allem ihre orthographischen Kenntnisse erweitern, indem sie Abweichungen von der alphabetischen Schreibweise beim Lesen wahrnehmen und beim Schreiben zunächst intuitiv anwenden und erproben. In solchen Erprobungsphasen kommt es häufig zu Übergeneralisierungen, die dann wiederum durch Leseerfahrungen ausgegliedert werden können.
© 2005/6 AfL Ffm, Diagnostik online, Jutta Pillong