Hessischer Bildungsserver / Schriftspracherwerb

Förderung des flüssigen, automatisierten Lesens

Passgenaue Lesetexte

Leseübungen sollten so gestaltet sein, dass sie die bestehenden inneren Netzwerkstrukturen stärken und erweitern. Texte, die als Leseübung dienen, sollten ein optimales Verhältnis zwischen dem Lernstand des einzelnen Schülers einerseits und dem Textumfang und der strukturellen und semantischen Komplexität des Textes andererseits herstellen. Vor allem Schüler mit Lernproblemen brauchen also passgenaue Lesetexte in einer bestimmten Phase ihrer Lernentwicklung, da Texte aus Fibeln, Lehrbüchern oder Kinderbüchern oft nicht die beschriebene Lernfunktion erfüllen. Zu einem bestimmten Thema sollten also mehrere Differenzierungstexte als Leseübungstexte vorliegen, zwischen denen Schüler wählen können.

Insbesondere beim Übergang vom ersten zum zweiten Schuljahr gibt es in gängigen Lehrwerken Sprünge im Leseniveau von Texten. Für Kinder, die ihre Leseflüssigkeit noch nicht so weit entwickelt haben, stellt dieser Übergang ein Lernhindernis dar, wenn bei Übungstexten nur ein Textniveau angeboten wird.

Insgesamt sollte angestrebt werden, dass Schüler möglichst schnell in Ihrer Lernentwicklung ein in der jeweiligen Lernstufe übliches Leseniveau erreichen, da es unrealistisch ist anzunehmen, dass solche Textreduktionen über die ganze Grundschulzeit erstellt werden können. Sehr gute Beispiele für die Arbeit mit differenzierte Lesetexten finden sich in den Literatur- und Sachunterrichtprojekten von Barbara v. Ende.

Buch

Aufgabe

Zur Vertiefung: ·· Kriterien für passgenaue Lesetexte

zur Aufgabe   

 

Korrektur bei Verlesungen durch Abstoppen

Das richtige Lesen von Einzelbuchstaben gelingt fast allen Schülern relativ schnell. Aber im Wortverband kommt es beim Rekodieren noch zu Verlesungen, die auf Unsicherheiten in der GPK zurückzuführen sind. Die betreffenden Grapheme sollten gelb markiert und dann isoliert benannt werden. Erst dann sollte das Wort noch einmal erlesen werden. Um eine sichere Rekodierfähigkeit zu erlernen wird bei Leseübungstexten ein Abstoppen durch den Lesebegleiter empfohlen. Die Rückmeldung "Stopp" ist hier als Arbeitssprache zu verstehen, die keine Wertung enthält, sondern nur die Verlesung signalisiert. Der Schüler soll dann selbstständig das Wort erlesen, indem er bewusst die Teilschritte des Rekodierens vollzieht. Hierbei können folgende Hilfestellungen gegeben werden.

  • gelbe Markierungen der Grapheme, die falsch rekodiert wurden
  • Markierung der Silben- oder Morphemstruktur von Wörtern durch Silbenbögen oder Striche
  • Hinweis auf das Verschleifen der ersten beiden Buchstaben eines Wortes
  • bei längeren Wörtern: mit dem rechten und linken Zeigefinger zuerst den hinteren Teil und dann den vorderen Teil eines langen Wortes abdecken, den jeweiligen Teil rekodieren und dann zusammen in der Normallautierung sprechen

Es werden also nur Hilfen gegeben, mit denen Schüler in der Lage sind, selbstständig schwierige Wörter zu lesen. Diese Hilfen werden im Laufe des Übungsprozesses jeweils immer weiter zurückgenommen (fading).

Empfehlung: Einfache Lesehefte für den Anfangsunterricht

  • Lesehefte mit lautgetreuen Texten, schön illustriert, findet man in » Graf Orthos Lesetruhe . Es handelt sich um 24 kleine Lesehefte. In den ersten 15 Hefte finden sich Texte mit einfachen (Dauerkonsonanten) und dann auch mit schwieriger zu lesenden (Plosive, Konsonantenverbindungen) lautgetreuen Texten. In den letzten 9 Heften kommen orthographische Besonderheiten vor.
  • Auch die Tiergeschichten von Gabi Lachnit aus dem » Dieck-Verlag sind für Leseanfänger interessant und gut zu lesen.
  • weitere >> Materialien

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