Hessischer Bildungsserver / Schriftspracherwerb

1. Wortverständnis

Diese Fähigkeit ist in hohem Maße abhängig vom Wortschatz, über den ein Kind verfügt. Lt. Klicpera (2003, S. 64) stellt der Wortschatz "...einen der wesentlichsten Einflussfaktoren für das Leseverständnis dar...Der Wortschatz stellt einen Großteil des individuell verfügbaren Wissens dar; es handelt sich dabei allerdings nicht um einen Zustand des Alles-oder-Nichts, ein Wort kann in verschiedenen graduellen Abstufungen ´bekannt´ sein.", z.B.: es ist nur mündlich bekannt, man wendet es selbst nicht an oder nur ein Teil der Bedeutung ist bekannt.

Das Wortverständnis für Konkreta ist bei den meisten Grundschulkindern vorhanden, schwierig wird es mit dem Wissen um Abstrakta. Häufig sind es Abstrakta, die für das Leseverständnis auf höherer Kompetenzstufe erforderlich sind. Ebenfalls notwendig sind Kenntnisse über Wortzusammensetzungen und Worterweiterungen z.B. durch Präfixe, die in manchen Fällen zu einer völlig neuen Bedeutung des Wortes führen (aufmachen / zumachen, anlachen / auslachen usw.).

Außerdem muss man ein Wissen darüber entwickeln, dass Wörter in unterschiedlichen Zusammenhängen unterschiedliche Bedeutung haben. Im Beispielsatz: "Wir brauchen einen neuen Hahn,..." vermutet man möglicherweise zunächst den Kauf eines Wasserhahns. Erst der Zusatz "...denn der alte ist gestorben" weist auf den Hahn als Tier hin. Hier ist das Wortverständnis vom Kontext abhängig.


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