Konzept des Bildungsservers Hessen (1997)
Gliederung
- Was ist ein „Bildungsserver“
- Warum ein hessischer „Bildungsserver“?
- Ein Problem - das heutige Angebot im Netz
- Die Lösung - der (Hessen-)Bildungsserver
- Potentielle Nutzer und Anbieter im Hessen-Bildungsserver
- Leitvorstellungen für die pädagogische Konzeption
- Das Konzept der Arbeitsbereiche
- Das Konzept der „ordnenden Hand“ (Paten)
- Das Konzept der Eröffnung unterschiedlicher Sichten
- Präzisierung und Ergänzung der bisherigen Überlegungen
- Zur Umsetzung der Konzeption
- Kontakt
Was ist ein „Bildungsserver“
Der Begriff „Bildungsserver“ ist im Zusammenhang mit dem rasch anwachsenden Zugang von Schulen an öffentliche Netze (vor allem Internet) aktuell geworden. Unter „Bildungsserver“ wird ein schulbezogenes Bildungsangebot verstanden, das über ein öffentlich zugängliches Netz mit Hilfe eines Computers erreichbar ist. Die Zielsetzung eines solchen Angebotes, sein Umfang und die Leistungsfähigkeit werden maßgeblich durch die (pädagogische) Konzeption eines Bildungsservers bestimmt. Die Adressaten des Bildungsangebotes sind in erster Linie Lehrerinnen und Lehrer, Schüleri nnen und Schüler sowie Eltern und Partner von Schulen. Jedoch können prinzipiell alle, die einen Netzzugang haben den Bildungsserver anwählen und Angebote abrufen. Im Anfangsstadium eines Bildungsservers werden sicherlich Informationsangebote über das World Wide Web (WWW) im Vordergrund stehen. Produzenten solcher Informationsangebote können alle Beteiligten und Partner des Schulwesens sein. Eine solche offene und verteilte Konzeption erlaubt vielerlei Informationswege, von der Schulaufsicht an die Lehrkräfte, von Schüler an Lehrer, von Eltern an Bildungsverwaltungen, von Lehrkräften an Schüler und Lehrkräfte usw. Längerfristig wird über die Information hinaus durch g eeignete interaktive Angebote dem Begriff „Bildung“ stärker Rechnung getragen werden müssen. Technisch wird ein „Bildungsserver“ mit Hilfe eines ausreichend leistungsfähigen Computers mit Internetadresse realisiert. Möglich ist auch eine Verknüpfung von inhaltlichen Angeboten, die auf verschiedenen Computern zur Verfügung gestellt werden. Der Ben utzer eines „Bildungsservers“ benötigt lediglich dessen Internetadresse bzw. den Namen der entsprechenden Domaine und aus finanziellen Gründen möglichst einen ortsnahen Einwählpunkt in das Internet. Die technische Realisierung und der Standort des „Bildung sservers“ ist für ihn nicht von Bedeutung.
Warum ein hessischer „Bildungsserver“?
Schon vor einigen Jahren haben einzelne Lehrerinnen und Lehrern begonnen, über elektronische Netze Informationen abzurufen und untereinander auszutauschen. In der Kombination von Computer, Telefonanschluß und Modem ist ein pädagogisches Hilfsmittel entstanden, das Schulen neue Wege, z.B. im Fremdsprachenunterricht sowie zur Organisation von Außenbeziehungen erschloß. Die hessischen Landesinstitute haben mit dem schrittweisen Aufbau eines „Hessischen Schulnetzes“(HSN) diesem Bedürfnis Rechnung getragen und stellen den Schulen eine preiswerte Infrastruktur für elektronische Post (store and forward) zur Verfügung. Zur Zeit nehmen etwa 100 Schulen und mehr als doppelt so viele Lehrkräfte das HSN in Anspruch. Daß hier erst der Beginn einer Entwicklung zu sehen ist, verdeutlicht das rasch wachsende Interesse an Netzzugängen. Allein durch die Initiative „Schulen ans Netz“ wird in den nächsten drei Jahren vermutlich die Hälfte der weiterführenden hessischen Schulen an Internet angeschlossen werden. Über diesen Aufforderungscharakter werden sicher noch weitere Schulen mitziehen. Der Netzzugang ist nur ein technischer Schritt. Für die pädagogische Perspektive brauchen die Schulen und Lehrkräfte Anregungen und Hilfen, die auf unterschiedliche Weise erfolgen soll. Der „Bildungsserver“ ist ein wichtiger Baustein in dieser Planung mit einem besonderen Innovationspotential. Er soll eine Anlaufstelle für pädagogische Fragestellungen sein, Orientierungshilfen geben und neue Wege des Lehrens und Lernens eröffnen. Mit seiner Hilfe sollen neue Wege zur Weiterentwicklung des Schulwesens beschritten werden, die bisher nicht möglich waren. Der „Bildungsserver“ hat zum Ziel, eine Qualitätsverbesserung von Lernen und Arbeiten in der Schule auszuloten, neue Arbeits- und Kommunikationsstrukturen anzuregen und einen wesentlichen Beitrag zur Vermittlung von Medienkompetenz - bei Schülerinnen und Schülern ebenso wie bei Lehrerinnen und Lehrern - zu leisten. Gleichzeitig ist er für Aufgaben von Bildungsplanung und Schulentwicklung ein Instrumentarium für landesweit zu organisierende Informationsprozesse.
Ein Problem - das heutige Angebot im Netz
Wenn sich Schulen heute auf den Weg machen, die Möglichkeiten der Telekommunikation für ihre Zwecke zu erschließen, werden sie feststellen, daß zwischen dem, was sie sich für die pädagogische, unterrichtliche und schulische Arbeit erhoffen, und dem, was ihnen begegnet, eine riesige Lücke klafft. Dies soll mit der folgenden Metapher verdeutlicht werden: „Mit der Ausstattung (Multimedia-PC mit ISDN-Karte) erhalten die Schulen demnächst eine Fahrkarte und mit der Zugangsberechtigung eine Eintrittskarte zur größten, permanenten und sich ständig weiterentwickelnden Informationsmesse der Welt - dem Internet. Hier angekommen, werden die Schulen mit folgendem konfrontiert: Der Messebetrieb ist bereits in vollem Gange, mit Tausenden von Messeständen und einer unübersehbaren Schar von Messebesuchern. Was aber sonst auf jeder Messe selbstverständlich ist, fehlt hier (fast) völlig: es gibt keine Messeorganisation, kein Messebüro und kein Leitsystem. Die wenigen Auskunftsysteme sind nur bedingt hilfreich, ja eigentlich nur dann zu gebrauchen, wenn man bereits genau weiß, wonach man sucht - und wenn die gesuchten Messes tände auch unter den vermuteten Einträgen registriert sind. Wenn die Schulen in einzelne Messestände hineingehen bzw. Messeforen besuchen, werden sie auf Überraschendes, Interessantes, Spannendes, Skurriles, Groteskes, Absurdes..., aber auch Unverschämtes, Unakzeptables, Entsetzliches, Kriminelles... stoßen. Und je länger sie sich an diesem ‘Treiben!' beteiligen, desto mehr verwandelt sich das Bild einer Messe in das eines ‘Basars’. Es gibt diverse dunkle Ecken. Ein Stand, der gestern noch da war, ist plötzlich verschwunden. Anderswo sind neue Stände aufgebaut. Alles in allem: undurchschaubar, zu zeitintensiv, zu wenig ertragreich, so für schulische Belange nur sehr eingeschränkt brauchbar.“(zitiert aus NRW-Konzept)
Die Lösung - der (Hessen-)Bildungsserver
Um im Bild zu bleiben: Es wird nicht ausreichen, ein paar Wegweiser aufzustellen. Selbst ein aufwendiges „Leitsystem“ wäre unzureichend, denn ein „Kramladen“ (oben Basar genannt) läßt sich nicht einfach zu einer gut sortierten und organisierten Bildungsfachmesse umfunktionieren. Es sind auch nicht in erster Linie „Messen“, die Bildungseinrichtungen brauchen. Will man tatsächlich zu der eingangs beschriebenen Qualitätsverbesserung von Lernen und Arbeiten gelangen, dann muß eine auf Themen und Belange der Bildungseinrichtungen abgestimmte Informations-, Kommunikations- und Kooperationsplattform im Netz geschaffen werden. Denn erst durch ein Zusammenwirken dieser drei Plattformen erschließt sich der eigentliche Mehrwert für das Lernen - eröffnet sich die Möglichkeit, das aufzubauen, was wirklich benötigt wird: ein über die eigene Einrichtung hinausgehendes, vielfältig vernetztes „virtuelles Haus des Lernens“. Eher technisch beschrieben heißt dies: Ein (komplexes) Hypermedium im Netz, ein pädagogisch orientiertes Netz im Netz für die Belange der hessischen Bildungseinrichtungen ist zu konzipieren, aufzubauen und dauerhaft zu betreiben - eben ein Hessen-Bildungsserver.
Potentielle Nutzer und Anbieter im Hessen-Bildungsserver
In den nächsten Jahren werden viele der 2000 hessischen Schulen Zugang zum Netz erhalten. Darüber hinaus werden sich weitere Bildungseinrichtungen in Hessen, insbesondere auch die Einrichtungen der Weiterbildung, gegenüber dem Netz öffnen. Auf eine attraktive Informations-, Kommunikations- und Kooperationsplattform hoffen aber nicht nur hessische Bildungseinrichtungen. Es ist absehbar, daß auch weitere deutsche und europäische Bildungseinrichtungen auf solche Angebote zugreifen und sich daran beteiligen werden - und im Sinne des angestrebten Erfahrungsaustausches und der angestrebten Zusammenarbeit ist dies sogar durchaus erwünscht. Das aber bedeutet, selbst wenn zunächst nur die hessischen Schulen im Blick sind, daß in den nächsten Jahren voraussichtlich Hunderte von Schulen, Tausende von Lehrerinnen und Lehrern und gegebenenfalls Zigtausende von Schülerinnen und Schülern die Angebote des Hessen-Bildungsserver nutzen wollen. Als potentielle Nutzer und Anbieter im Hessen-Bildungsserver müssen aber genauso gesehen werden: ein Teil der Eltern sowie Referendare/-innen, Lehramtsanwärter/-innen und Studenten/-innen der Lehramtsstudiengänge mit ihren Ausbildungseinrichtungen, den Hochschulen und Studienseminaren, didaktische Institute, Einrichtungen der Lehrerfortbildung, kirchliche Einrichtungen, Einrichtungen der Weiterbildung, die Volkshochschulen, die Landeszentrale für politische Bildung, die Regierungspräsidien, einige Ministerien und weitere Landes- und Bundeseinrichtungen, Verlage - insbesondere Schulbuch- und Schulsoftwareverlage, Verbände, Museen, Theater, Rundfunk, Fernsehen, Nachrichtenanbieter, Presse, Handel und Industrie sowie viele weitere auf Schule bzw. den Bildungsbereich hin orientierte in- und ausländische Einrichtungen. Es wird großer Anstrengungen bedürfen, ein entsprechend umfangreiches und vielfältiges, den oben beschriebenen Anforderungen und Erwartungen adäquates Angebot im Hessen-Bildungsserver strukturiert aufzubauen, zu pflegen und langfristig verfügbar zu halten.
Leitvorstellungen für die pädagogische Konzeption
Die hier entwickelte pädagogische Konzeption des Hessen-Bildungsservers fußt auf folgenden Basiskonzepte: - dem Konzept der Arbeitsbereiche, - dem Konzept der „ordnenden Hand“ (Paten) und - dem Konzept unterschiedlicher Sichten. Diese drei Basiskonzepte bzw. die hier entwickelte Konzeption des Hessen-Bildungsservers insgesamt sollen gewährleisten, daß auch tatsächlich die intendierte Informations-, Kommunikations- und Kooperationsplattform im Netz entsteht - das virtuelle Haus des Lernens, in dem sich alle Beteiligten auch zurechtfinden.
Das Konzept der Arbeitsbereiche
Arbeitsbereiche sollen im Hessen-Bildungsserver Lernarrangements darstellen bzw. eine lernförderliche Infrastruktur bereitstellen. Entsprechend der Absicht, in Sinn- und Sachkontexten zu lernen und zu arbeiten, sind diese Arbeitsbereiche themenorientiert. Beispiele könnten sein: - Berufsorientierung - Berufswelt - Dritte Welt - eine Welt - Versorgen und Entsorgen - Der Nordirlandkonflikt im Lichte des aktuellen Friedensprozesses - Migration an der Schwelle des 21. Jahrhunderts u.v.m. In den thematisch ganz unterschiedlichen Arbeitsbereichen stoßen die Nutzer immer wieder auf die Auswahl folgender Elemente: Mediothek, Galerie, Schwarzes Brett, Projekthaus (Foyer) und Seminarhaus. Aus dem Blickwinkel der Nutzer stellt sich ein solcher Arbeitsbereich etwa wie folgt dar: - In der Mediothek sind Informationen und Materialien zu finden, die für das Thema des jeweiligen Arbeitsbereichs längerfristig bedeutsam sind. Es kann sich dabei z.B. um Texte, Grafiken und Bilder, aber vielleicht auch um Hörspiel- oder Filmsequenzen, Computerprogramme etc. handeln. Diese Dokumente und didaktischen Hinweise sind in der Regel gut aufbereitet und strukturiert. In der Mediothek findet man gegebenenfalls auch Zugang zu einer oder mehreren für das Thema bedeutsamen Datenbank. Oder es finden sich Hinweise auf andere für das Thema relevante Angebote im Netz oder auf interessante Medien außerhalb des Netzes. - In der Galerie sollen beispielhafte Arbeitsergebnisse, Projekte und Vorhaben „ausgestellt“ werden. Dies sollte beispielsweise immer dann geschehen, wenn Arbeitsergebnisse des Projekthauses (s.u.) in die Mediothek übernommen werden. - Das Schwarze Brett hat für den Arbeitsbereich die Funktion eines „Marktplatzes“, wo sich die Besucherinnen und Besucher mit neuen und zumeist nur kurzfristig wichtigen Informationen auf dem Laufenden halten können. Innerhalb des Schwarzen Bretts sollten verschiedene Unterbereiche existieren: - Es gibt Ankündigungen zu Veranstaltungen des Arbeitsbereichs. - Hier findet man Kontakt- oder Kooperationsangebote bzw. man kann selbst solche unterbreiten. - Auch Kommentare und Anregungen zu den Inhalten und zur Struktur des Arbeitsbereiches sollen hier öffentlich gemacht werden können. - Hinweise auf interessante, allerdings noch nicht genauer gesichtete Materialien sollten ebenfalls hier annonciert werden. - Am Schwarzen Brett sollten sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Arbeitsbereichs vorstellen. - Mit mailing lists können neue Informationen gezielt an Interessenten verteilt werden. - Zur Organisation von Projekten und als Plattform für diejenigen, die zum Thema etwas beitragen wollen, steht der Projekthaus (Foyer) zur Verfügung. Hier wird um Mitarbeit geworben, werden die Projektideen vorgestellt, wird über Stand und Ablauf der Projekte sowie die in den Projekten getroffenen Entscheidungen informiert. Auch Zwischenergebnisse werden hier der Öffentlichkeit bzw. einem ausgewählten Publikum präsentiert, um eine kritische Begleitung und Wertung zu ermöglichen.
Arbeiten und Ergebnisse dieses Hauses haben zunächst einen „experimentellen“ Charakter. Nachdem die Qualität des jeweiligen Produktes von der Fachwelt bewertet wurde, werden die Arbeitsergebnisse in die Mediothek übernommen. Die verschiedenen Räume des Projekthauses werden also immer zeitlich befristet genutzt. - Während die Arbeit in den obigen Bereichen in der Regel zeitlich asynchron erfolgt, ist im Seminarhaus eine „zeitgleiche Anwesenheit“ erforderlich. Hier „treffen“ sich z.B. kleinere Gruppen zu sogenannten online-Gesprächen, um themenbezogene Fragen und Probleme diskutieren zu können. Dies muß man sich so vorstellen, daß jeder Beteiligte seine jeweiligen Beiträge in seinen Computer tippt. Alle Beiträge werden dann - quasi zeitgleich für den Verfasser und auch alle anderen im Seminarraum „Anwesenden“ - in der Reihenfolge sichtbar, in der sie eingegeben wurden.
Auch die Nutzung der Videokonferenztechnik sowie das gemeinsame Arbeiten z.B. an einem gemeinsamen Text sollten prinzipiell möglich sein. Eine Klärung der diesbezüglichen technischen Fragen steht allerdi ngs noch aus. In den verschiedenen Arbeitsbereichen werden in der Regel nicht alle oben skizzierten Komponenten angeboten und unterhalten. Auf die Bereiche Mediothek und Projekthaus kann aber in keinem Fall verzichtet werden. In den Arbeitsbereichen werden verschiedene Personen über unterschiedliche Zugriffsrechte besitzen: - In der Mediothek werden bis auf den Paten (die „ordnende Hand“) und seinen Stellvertreter alle Personen nur Leserechte besitzen. - Am Schwarzen Brett sollten in bestimmten Bereichen alle Personen schreiben können. Gegebenenfalls müssen die Beiträge von einer weiteren Person zur Veröffentlichung autorisiert werden. - Im Projekthaus sollten alle Personen, die sich zur Mitarbeit an einem konkreten Projekt zusammengeschlossen haben, Lese- und Schreibrechte besitzen. Ob die (unvollkommenen Zwischen-)Ergebnisse dieses Bereichs von allen gelesen werden können, muß von Fall zu Fall entschieden werden.
Das Konzept der „ordnenden Hand“ (Paten)
Lernen und Arbeiten in und mit solchen Arbeitsbereichen wird nicht „von allein stattfinden“ und sich ebensowenig „von allein organisieren“. Es ist deshalb unabdingbar, daß solche Arbeitsbereiche angemessen betreut werden. Das heißt, daß es Einzelpersonen, Personengruppen, Institutionen, Einrichtungen etc. geben muß, die sich um die vielen verschiedenen Arbeitsbereiche kümmern. Einen solchen Arbeitsbereich zu betreuen, bedeutet auch, Rechte, Pflichten und insbesondere Verantwortung für diesen Arbeitsbereich zu übernehmen. Die Übernahme einer Patenschaft für einen Arbeitsbereich setzt nicht nur Sachkompetenz in Hinblick auf das jeweilige Thema, sondern weitere Kompetenzen voraus, z. B. die in den Arbeitsbereichen ablaufenden Prozesse zu initiieren, zu organisieren, zu moderieren, beratend tätig zu werden u.v.m. Die mit einem Arbeitsbereich in Zusammenhang stehenden Aufgaben kann man sich so vorstellen: Beim Aufbau eines neuen Arbeitsbereiches werden sich diejenigen, die eine Patenschaft übernehmen, in der Regel zunächst um die Ausgestaltung der Mediothek kümmern. Dafür ist es notwendig - für das Thema bedeutsame Informationen und Materialien zusammenzutragen, - sich um die Urheber- bzw. Nutzungsrechte zu kümmem (s.u.), - Hinweisen auf bedeutsame Informationen, Materialien etc. nachzugehen, - die in Frage kommenden Dokumente vorzuprüfen und zu entscheiden, welche hinreichende Qualität für die Aufnahme in die Mediothek besitzen, - die Dokumentenstapel so zu strukturieren und so aufzuarbeiten, daß sie sinnvoll in der Mediothek des Arbeitsbereichs verfügbar und für andere nutzbar werden, - Hinweise, Beschreibungen und ggf. Beurteilungen zu anderen bedeutsamen Materialien zu erarbeiten, die außerhalb des Netzes vorliegen etc. etc. Kurz: Die Paten sind in erster Linie zuständig und verantwortlich für die Inhalte der Mediothek. Einige der sich hieraus ergebenden rechtlichen Konsequenzen werden weiter unten diskutiert. In den weiteren „Räumen“ des Arbeitsbereichs werden die Beiträge in der Regel nicht von den Paten selber, sondern von den anderen am Arbeitsprozeß Beteiligten geliefert - Beiträge des Paten dienen hier insbesondere der Initiierung, z.B. von Diskussionen oder der Moderation. In diesen Bereichen liegt die Verantwortung für die Beiträge letztlich bei den Autorinnen und Autoren. Dies gilt insbesondere für die Anschläge am Schwarzen Brett. Die Paten werden hier voraussichtlich aber doch insofern Mitverantwortung wahrnehmen müssen, als daß sie u.U. nach einem entsprechenden Gespräch bzw. Beratung bestimmte Beiträge entfernen müssen, um gänzlich Unvertretbares oder für die Beteiligten oder Dritte potentiell mit negativen Folgen Verbundenes zu verhindern. In derartigen Fällen ist der weiter unten beschriebene „Info-Rat“ einzuschalten.
Das Konzept der Eröffnung unterschiedlicher Sichten
Ein nach den dargelegten Überlegungen konzipierter Hessen-Bildungsserver dürfte bei den an der Bildungsarbeit - insbesondere an der schulischen Bildungsarbeit in Hessen - Interessierten und Beteiligten hohe Akzeptanz finden und sich zu einer zentralen Anlaufstelle entwickeln. Als eine solche Anlaufstelle eröffnet der Hessen-Bildungsserver Zugänge zu den vorhandenen unterrichts-, schul- und bildungsrelevanten Angeboten im Netz - insbesondere natürlich zu den neu entstehenden Arbeitsbereichen. Der Hessen-Bildungsserver strukturiert zudem diese Angebote nach den Belangen und Bedürfnissen der unterschiedlichen Nutzer in den Bildungseinrichtungen und schafft so Orientierung im zunehmend vielfältiger werdenden Angebot im Netz. Dabei sind ganz unterschiedliche Bedürfnisse zu berücksichtigen: Einige Nutzer sind eher daran interessiert, in übersichtlicher Weise über die Vielfalt der Angebote informiert zu werden und dabei gleichzeitig möglichst einfach zu den sie interessierenden Angeboten navigieren zu können; andere möchten eher schnellstmöglichst zu dem von ihnen vorgewählten Angebot gelangen. Um solchen z.T. ganz unterschiedlichen Bedürfnissen und Grundorientierungen zu entsprechen, sollten unterschiedliche Sichten auf das Gesamtangebot eröffnet werden. Solche Sichten können sich z.B. an typischen Strukturierungsprinzipien im Bildungsbereich orientieren. - Im schulischen Bereich wird traditionell nach Fächern und Fachbereichen strukturiert. Eine Strukturierung aus Sicht der Fächer wird daher sicher für viele eine Hilfe sein. - Das Lernen wird zunehmend mehr durch überfachliche Bezüge, durch Lernen und Arbeiten in Sinn- und Sachkontexten geprägt. - Ebenso spielen auch in Bildungszusammenhängen Verbände, Firmen, Verlage, Institutionen, Einrichtungen, bestimmte Gruppen und Einzelpersonen eine bedeutsame Rolle, die jeweils mehr oder weniger gut bekannt sind. Eine Anbieter-orientierte Sicht auf die Angeb ote sollte daher nicht fehlen. - Darüber hinaus sind weitere Sichten denkbar und vermutlich sogar notwendig. So weisen viele schul- und unterrichtsrelevante Themen Bezüge zum Nahraum, zur Region, zum Großraum etc. auf. Eine geografisch-orientiene Sicht könnte Nutzern helfen, den Teil der Angebote mit eben solchen Bezügen leichter zu finden bzw. solche in Beziehung zu bringen. - Andere Nutzer orientieren sich lieber an Themen, Kurzbezeichnungen oder Schlagworten, statt an solchen bildhaften Sichten, mit ihren gestuften Navigationsmöglichkeiten. Was sie benötigen, nennt man heute im Netz kurz „Suchmaschine“, eine Zugriffsmöglichkei t, die - bei sinnvoller Konstruktion - noch viele weitere und z.T. ganz andere Sichten auf die Angebote eröffnen kann. Die Umsetzung dieses Prinzip der unterschiedlichen Sichten wird voraussichtlich insofern Probleme bereiten, da die verschiedenen Dokumente Querverweise nach einer bestimmten Systematik enthalten. Ein für einen fächerübergreifenden Themenbereich konzipiertes Dokument wird häufig andere Verweise enthalten als ein insbesondere unter fachsystematischen Gesichtspunkten konzipiertes Dokument.
Präzisierung und Ergänzung der bisherigen Überlegungen
„Ordnende Hand“ (Paten) - kommerziell und/oder nicht-kommerziell orientiert?
Aus den obigen Beschreibungen der Aufgaben der „ordnenden Hand“ (Paten) wird ersichtlich, daß ein herausragender Faktor bei Aufbau und Pflege solcher Arbeitsbereiche die dazu notwendige Zeit ist - ganz abgesehen von den vielfältigen Kompetenzen, die vorausgesetzt werden bzw. die „nebenbei“ im Prozeß zu erwerben oder zu erweitern sind. Zudem sind in den meisten Fällen mit der Übernahme einer Patenschaft auch noch Investitionen in den Auf- bzw. Ausbau der dazu notwendigen technischen Infrastruktur erforderlich, und es entstehen z.T. nicht unerhebliche laufende Kosten durch die kontinuierliche Betreuung - noch gar nicht berücksichtigt sind die Kosten, die durch den Erwerb von Nutzungsrechten an Dokumenten, entstehen. Die möglicherweise daraus ableitbare Folgerung, daß damit die Übernahme einer Patenschaft vornehmlich kommerziell orientierten Paten, d.h. z.B. nur Firmen und Verlagen, vorbehalten bleiben müsse, müßte sorgfältig überdacht werden; denn das hätte wahrscheinlich zur Folge, daß die Angebote im Hessen-Bildungsserver sämtlich oder zumindest zum größten Teil kostenpflichtig für die Nutzer würden. Einem solchen ausschließlich oder vornehmlich kostenpflichtigen Angebot, das läßt sich mit Sicherheit sagen, würden die potentiellen Nutzer im Bildungsbereich ihre Akzeptanz versagen. Denn - erstens fehlt den meisten Bildungseinrichtungen das notwendige Geld, solche Angebote im gewünschten Umfang auch wahrzunehmen, - zweitens ließen sich auf diesem Wege vermutlich bei weitem nicht so viele Arbeitsbereiche, wie notwendig sind, in der zur Verfügung stehenden Zeit aufbauen, - drittens würden der Elan zur Mitgestaltung des Hessen-Bildungsservers, der an der Basis zweifelsohne vorhanden ist, enttäuscht und - viertens würden die Chance vertan, daß Lernende wie Lehrende durch die eigene Gestaltung medialer Angebote und die damit einhergehenden Erkenntnisse und Erfahrungen an Medienkompetenz gewinnen. Wenn es nicht gelingt, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen, daß die an der Bildungsarbeit Interessierten und Beteiligten den Aufbau und die Pflege des Hessen-Bildungsservers auch als ihre eigene, gemeinsame Aufgabe begreifen, dann wird das Projekt Hessen-Bildungsserver letztlich scheitern. Damit ist allerdings noch nicht die Frage der Teilhabe kommerzieller Anbieter am Hessen-Bildungsserver geklärt. Aus pragmatischen Gründen sollten kommerzielle Anbieter ihre Angebote auf längere Sicht auf eigenen, speziell hierfür vorgesehenen Servern unterhalten. Diese Systeme können dann eigene Abrechnungsmodalitäten einführen: Abrechnung nach Abonnement, nach Verweildauer im Arbeitsbereich, nach Umfang der heruntergeladenen Dokumente u.ä. Dies schließt nicht aus, daß für eine Übergangszeit kommerzielle Angebote auf dem Hessen-Bildungsserver angeboten werden. Dies sollte jedoch nur dann geschehen, wenn die Verlage eine langfristige und kostenlose Nutzung dieser Materialien zusagen.
Werbung im Hessen-Bildungsserver
Während das Internet in der Anfangsphase dezidiert nicht-kommerziell war, hat sich das spätestens mit dem Eintritt der „global players“ nachhaltig geändert. Keine Suchmaschine, die nicht auf jeder Seite mindestens zwei Werbeeinblendungen plaziert. Werbung im Internet ist inzwischen eher die Regel als die Ausnahme. Für den Hessen-Bildungsserver sollte Werbung für spezifische Bildungsveranstaltungen und -angebote immer möglich sein. Ansonsten sollte jedoch auf Werbeeinblendungen verzichtet werden, da das entsprechende know how zur Vermarktung dieser Werbeflächen bei den beteiligten Partnern weitgehend fehlt. Die Entscheidung, auf kommerzielle Werbung zu verzichten, muß unter Umständen bei der Aufnahme des Regelbetriebs neu diskutiert werden.
Schulen präsentieren sich im Hessen-Bildungsserver
Viele Schulen haben ein großes Interesse, ihre Einrichtung und die von ihnen entwickelten Projektideen im Netz vorzustellen sowie gegebenenfalls laufend über deren Umsetzung zu berichten. Dies sollte im begrenzten Maße auch auf dem Hessen-Bildungsserver ermöglicht werden. Die beteiligten Kolleginnen und Kollegen sollten jedoch ermutigt werden, ihr Fachwissen in gemeinsame Projekte der verschiedenen Arbeitsbereiche einzubringen. Dabei kann es u.U. hilfreich sein, wenn die Personen aus der näheren Umgebung stammen. Um Doppelentwicklungen zu vermeiden sollten aber auch solche stärker lokal orientierten Vorhaben zentral in dem jeweiligen Arbeitsbereich beschrieben werden. Ähnlich wie bei den Arbeitsbereichen sollte auch eine „Schulgalerie“ unterhalten werden, in der sich die Schulen in besonders herausgehobener Weise präsentieren können.
Zur Umsetzung der Konzeption
Auslegung der Benutzerschnittstelle
Die Seiten der verschiedenen Teilsysteme innerhalb des Hessen-Bildungsservers sollten im Sinne von corporate identity weitgehend einheitlich gestaltet werden. Dies kann durch verschiedene Maßnahmen unterstützt werden: - Layout-Richtlinien sollten die wesentlichen Gestaltungselemente hinreichend präzise beschreiben. - Gleichartige Situationen sollten mit stets gleichen Icons symbolisiert werden. - Es erheblicher Teil der Informationen des Hessen-Bildungsservers wird, aufbauend auf bestimmten Vorlagen (templates), zur Laufzeit aus Datenbanken in Seitenform generiert. Diese Methode garantiert per se einen hohen Grad an Gleichartigkeit.
Servicecenter: Grafik/Design
So wünschenswert die Einrichtung eines Servicecenters Grafik/Design wäre, muß angesichts der knappen Kassen doch damit gerechnet werden, daß ein solches Zentrum nicht aufgebaut werden kann. Als „Notlösung“ sollten diverse Button-, Clipart- und Texturen-Sammlungen käuflich erworben und zentral verfügbar gemacht werden.
Aufbereitung der Inhalte
Grundsätzlich führen die Betreiber des Hessen-Bildungsservers, soweit nicht die jeweils eigene Institution betroffen ist, keine Aufbereitung von Inhalten für andere Institutionen durch. Statt dessen wird eine „Hilfe zur Selbsthilfe“ in Form von Fortbildungsveranstaltungen geboten. Die betreffenden Institutionen geben das Wissen innerhalb ihrer Institutionen weiter. Davon unbenommen sind strukturierende Vorgaben, was z.B. die Verzeichnisstruktur angeht oder die (kommentierte) Weitergabe beispielhafter Seiten.
Support und Koordination von Patenschaften
Die Rechte und Pflichten sowie die damit verbundenen Verantwortung von Paten müssen präzisiert und in Form von Vereinbarungen bzw. Verträgen ausgearbeitet werden. Sie sind ein wesentlicher Bestandteil der „Hausordnung“ für das virtuelle Haus des Lernens. Potentielle Paten werden das Bedürfnis haben und die Notwendigkeit sehen, sich mit ihren Vorschlägen und all ihren Fragen an kompetente Ansprechpartner zu wenden. Es wird jeweils diverser Beratungsgespräche bedürfen, bis ein konkretes Thema ausgehandelt, die zugrundeliegende Konfiguration des zu schaffenden Arbeitsbereichs festgelegt und alle mit der Patenschaft zusammenhängenden technischen, inhaltlichen, pädagogischen und rechtlichen Fragen geklärt sind. Weitere Fragen werden im laufenden Betrieb immer wieder auftreten, insbesondere Fragen zum Urheber- bzw. Nutzungsrecht (s.u.), Fragen zur „Zulassung“ bzw. zum „Entfernen“ von Beitragen und vieles andere mehr. Es muß darüber hinaus sichergestellt werden, daß sich neue Arbeitsbereiche sinnvoll zu bereits existierenden verhalten, daß Mehrfachentwicklungen vermieden werden, daß neue Arbeitsbereiche sinnvoll in die Zugangsstrukturen, d.h. Sichten und Suchmaschinen, integriert werden etc. Hinweise, die Nutzer hinsichtlich der pädagogischen Gestaltung oder gar rechtliche Bedenken zu Inhalten oder Verfahrensweisen in Arbeitsbereichen äußeren, müssen unbedingt aufgearbeitet werden. Alle diese Aufgaben müssen wahrgenommen werden von einem Redaktionsteam, das die vielen verschiedenen hier benötigten (z.B. technischen, inhaltlichen, dokumentarischen, pädagogischen, juristischen) Kompetenzen in sich vereint. Dabei ist absehbar, daß viele der hier benötigten Kompetenzen erst im Prozeß erworben werden können, da die einzelnen Problemkreise und Fragenkomplexe derzeit noch gar nicht voll absehbar sind und hier an vielen Stellen Neuland betreten wird.
Support der Nutzer
Die hier zugrundegelegte Konzeption des Hessen-Bildungsservers setzt aktive Nutzer voraus. Es ist zudem abzusehen, daß sich viele Nutzer, schon kurze Zeit nachdem der Hessen-Bildungsserver im Netz erreichbar ist, intensiv und konstruktiv an den Aufbauarbeiten beteiligen werden, und das in allen erdenklichen Formen. So werden von Beginn an z.B. viele Nutzer im gesamten Spektrum der Möglichkeiten des Internets „stöbern“, um zu untersuchen, ob sich hier bereits Elemente befinden, die nützlich und hilfreich auch für die Arbeiten im Zusammenhang mit dem Hessen-Bildungsserver sein könnten. Diese Nutzer werden dann natürlich auch den Wunsch haben, die Betreiber des Hessen-Bildungsservers auf ihre Entdeckungen aufmerksam zu machen, um zumindest auf diese Weise zur gemeinsam verstandenen Arbeit beizutragen. Umgekehrt dürften die „Betreiber“ sehr dankbar über solche Hinweise sein, denn es wäre ansonsten wohl nicht leistbar und nicht finanzierbar, das Internet auf solche Möglichkeiten hin zu durchstöbern. Durch solche Hinweise können alle Nutzer sowohl zur Qualitätsverbesserung existierender Arbeitsbereiche als auch zum Aufbau neuer Arbeitsbereiche beitragen. Die Betreiber könnten auf diese Weise auch auf potentielle Paten aufmerksam werden, aktive und kompetente Nutzer, die auch bereit sind, sich als Gestalter und Anbieter an den Arbeiten zu beteiligen. Für die Akzeptanz dürfte es von entscheidender Bedeutung sein, ob sich die Nutzer an- und ernstgenommen fühlen - indem sie z.B. Rückmeldung auf ihre Beiträge erhalten bzw. feststellen können, daß sie mit dazu beigetragen haben, daß der Hessen-Bildungsserver „wächst“. Dies sollte durch ein ständig erreichbares Redaktionsteam (s.o.) gewährleistet werden, das Anlaufstelle für alle Hinweise, Fragen, Beschwerden etc. ist, das als Ansprechpartner zur Verfügung steht, das informiert, das unterstützt, wo Hilfe benötigt wird, das Stellen, Institutionen und Einrichtungen kennt, die vielleicht kompetenter beraten und helfen können - und darauf verweist etc.
Zentrale Clearingstelle Urheberrecht
Als fundamentales Problem während der gesamten Pilot- und Betriebszeit des Hessen-Bildungsservers werden sich die vermutlich immer wiederkehrenden Fragen zum Urheberrecht erweisen. Das, was schon bei herkömmlichen Publikationen ein großes Problem sein kann, stellt sich beim elektronischen Publizieren im Internet noch viel schärfer dar. Einerseits werden in bezug auf bereits im Netz existierende Dokumente Fragen zur Nutzung zu klären sein, andererseits werden immer wieder Wünsche und Bedürfnisse auftreten, Textpassagen, Bilder, Filmausschnitte etc. aus Printmedien, aus audiovisuellen Medien oder aus Neuen Medien, die auf anderen Datenträgern vorliegen, zu übernehmen bzw. in neuer Zusammenstellung ins Netz zu stellen. Da die auftretenden Fragen sich teilweise wiederholen und ihre Beantwortung eine hohe Qualifikation erfordert, ist es sinnvoll, z.B. eine „Zentrale Clearingstelle Urheberrecht“ einzurichten. Dies hätte, wegen des dort vorhandenen Überblicks auch den Vorteil, Mehrfachanfragen bei einzelnen Rechteinhabern zu vermeiden bzw. einheitliche und rechtlich einwandfreie Konditionen für die Rechteeinholung zu sichern. Eventuell ergäbe sich sogar die Möglichkeit, bisher unzugängliche Archive für den Bildungsbereich zu Sonderkonditionen oder gar kostenfrei zu erschließen.
Weitere Dienstleistungen des Hessen-Bildungsservers
Das genaue Dienstleistungsangebot des Hessen-Bildungsservers wird sich erst im laufenden Betrieb endgültig herauskristallisieren. Folgende Elemente erscheinen aus heutiger Sicht sinnvoll: - Sofern noch nicht über den jeweiligen Provider geschehen, können interessierte Schulen e-mail accounts erhalten. - Es sollte ein PGP-Key-Server aufgebaut und unterhalten werden, um dem Gedanken des Datenschutzes im Netz von Anfang an nachdrückliches Gewicht zu verleihen. - Eine Suchmaschine sollte in den Hessen-Bildungsserver integriert werden. - Es sollte überlegt werden, ob in regelmäßigen Abständen wichtige Bereiche des Hessen-Bildungsservers auf CD „gebrannt“ werden sollten. - Zur Bedienung des Hessen-Bildungsservers sind gut durchdachte Handreichungen für die ersten Schritte erforderlich. Weitergehende Hilfen sollten über das Netz angeboten werden. Darüber hinaus sind voraussichtlich zahlreiche Einführungs- und Weiterbildungskurse erforderlich. - Es sollte versucht werden, das System Hessen-Bildungsserver zumindest in Teilbereichen für den informationstechnischen Unterricht transparent zu machen. Hier könnte sich u.U. eine Kooperation mit der Fernuniversität Hagen oder dem Deutschen Institut für Fernstudien in Tübingen anbieten. - Die Vorbereitung sowie die Unterlagen zu und die Ergebnisse von Lehrgängen zur Lehrerfort- und -weiterbildung sollten adäquat in die Struktur der Arbeitsbereiche integriert werden. - Es sollte immer wieder „über den eigenen Tellerrand“ geschaut werden, wenn beispielsweise auf den Bildungsservern der anderen Länder bereits gutes Material vorliegt.
Einige Aspekte der „Hausordnung“ des virtuellen Hauses der Lernens
Grundsätzlich müssen Paten die Möglichkeit besitzen, im „Sofortvollzug“ Dokumente dem netzweiten Zugriff zu entziehen. Jede auf diese Weise praktizierte Zensur sollte bzw. muß von einem „Info-Rat“, dessen Zusammensetzung noch genauer zu diskutieren ist, überprüft werden. Die entsprechenden Diskussionen sollten in der Regel öffentlich geführt werden, wobei sich allerdings nur die Mitglieder des Info-Rates schreibend artikulieren können. Die eventuell notwendige Abstimmung sollte ebenfalls im Netz erfolgen. Neben dem Konfliktfall „Zensur“ kann sich u.U. auch das Problem „Absetzung eines Paten“ stellen. Eine solche Entscheidung des Redaktionsrates sollte ebenfalls vom Info-Rat überprüft werden müssen.
Rechtsform des Hessen-Bildungsservers
Unabhängig vom Willen, den Hessen-Bildungsserver als eine Art gemeinsames Kooperationsprojekt aller an der Bildungsarbeit Interessierten aufzubauen und zu führen, bedarf es einer rechtsförmigen Struktur, die Verantwortlichkeiten festlegt und Regeln fixiert, wer, unter welchen Bedingungen, in welchen Teilbereichen, welche Angebote unterbreiten kann. Gleichermaßen müssen die Zugangsrechte zum Hessen-Bildungsserver gleichermaßen für Anbieter und Nutzer geregelt werden. Denkbar wäre - ohne daß dies bereits näher geprüft wurde - ein gemeinnütziger Verein, in dem u.a. das Land Hessen und andere Institutionen Mitglied wären, oder auch eine GmbH, die von verschiedenen Institutionen getragen wird. Die Folgen einer entsprechenden Festlegung auf die Beziehungen zwischen Betreiber, Anbietern und Nutzern sind zu klären. Bei der Entscheidung ist unbedingt gleich von Beginn an mitzubedenken, wie der Hessen-Bildungsserver nach der Pilotphase in „gesicherten Verhältnissen“ weitergeführt werden kann.
Kosten des Hessen-Bildungsservers
Die Kosten des Hessen-Bildungsservers lassen sich gegenwärtig in keiner Weise abschätzen. Da dieses Vorhaben in der Pilotphase u.a. durch den Verein "Schulen ans Netz" sowie den Modellversuch gefördert wird, ist dieses Problem im Moment noch nicht akut. Grundsätzlich gilt, daß jede am Hessen-Bildungsserver beteiligten Institution ihre unmittelbar anfallenden Kosten, d.h. insbesondere auch die der Paten, selber trägt. Es sollte frühzeitig versucht werden, den Hessen-Bildungsservers langfristig über das Kultusministerium personell und sächlich abzusichern.
Inhaltliche Betreiber des Hessen-Bildungsservers
Der Hessen-Bildungsserver ist als Kooperationsprojekt mit Beteiligung unterschiedlicher bildungsrelevanter Institutionen angelegt: - Hessisches Kultusministerium - Hessisches Landesinstitut für Pädagogik (HeLP) - ehemals HIBS/HILF/LABI - Schulaufsicht - Landeszentrale für politische Bildung - Landesarbeitsamt - Hessischer Volkshochschulverband - Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst - Universitäten und Fachhochschulen
Technische Umsetzung und Koordination
Die Aufbauphase des Bildungsservers wird vom Modellversuch federführend betreut. Die Koordination der mitwirkenden Institutionen erfolgt durch das Hessische Kultusministerium. Nach Ablauf der Pilotphase soll der Bildungsserver als fester Bestandteil des geplanten Hessischen Bildungsnetzes eingerichtet werden.
Anmerkung
Die hessischen Überlegungen erfolgen in enger Anlehnung an das Konzept "Bildungsserver" des Landesinstitutes Schule und Weiterbildung in Soest, Nordrhein-Westfalen.