Hessischer Bildungsserver / Von der Diagnose zur Förderung

Station 3: Orientierung im Lernprozess

Förderkreis - Station 3

Nach einer Phase des Experimentierens, Übens und Erarbeitens neuer Inhalte (im Sinne der Ziele und Anforderungen) geht es in dieser Station darum, den Schülerinnen und Schülern Gelegenheit zu geben, ihr bisheriges Lernen und ihre Ergebnisse in einem formativen Sinne an den Zielen zu „messen“. Dazu dienen zwei Instrumente:

Die formative  Beurteilung

Formative (diagnostische) Beurteilung
Diese Form der Beurteilung hat die größte pädagogogische Bedeutung für das tägliche Handeln der L ehrperson. Sie ergründet den Lernstand und die Annäherung an Lernziele zu einem bestimmten Zeitpunkt, stellt ggf. Wissenslücken, Fehlerarten und mangelndes oder falsches Verständnis bei den Lernenden fest und ist eine wichtige Voraussetzung für die weitere Unterrichtsplanung im Sinne von individueller Förderung. (Brömer nach Zaugg)

Die summative Beurteilung

In einer summativen Beurteilung wird eine Art Bilanz gezogen; ein abschließendes, zusammenfassendes Urteil über die Summe der erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten gefällt. Anwendungsformen: Klassenarbeit ("summative Lernkontrolle"); Zeugnis. (Brömer nach Zaugg)

Übung:Lösung

Dafür gibt es ganz unterschiedliche Möglichkeiten. Welche kennen Sie? Listen Sie einige auf.

> Verantwortungen bei der Orientierung im Lernprozess

Die Phase der "Orientierung im Lernprozess" ist eine wichtige diagnostische Situation, für die Lehrpersonen und Lernende gleichermaßen die Verantwortung haben:

Verantwortung der Lehrperson:

 

Lernende beobachten

lernförderliche Rückmeldungen geben

Verfahren zur Sch.-Selbsteinschätzung einführen

ein Lernjournal führen lassen

Lernpartnerschaften organisieren und nutzen zum Beschreiben und Reflektieren von Lernergebnissen und Lernprozessen

Gespräche und formative und summative Lernkontrollen einsetzen, um den Stand auf dem Weg zur Zielerreichung festzustellen

Fehler analysieren und dahinter liegende Vorstellungen der Schüler verstehen

ggf. Kompetenzraster Link: Kompetenzraster einsetzen 

Verantwortung der Schülerin, des Schülers:

 

Wo stehe ich auf meinem Weg zu den Zielen, was kann ich bereits?

Was genau kann ich noch nicht?

 

Wo brauche ich noch Hilfen?

Wer kann mir helfen?

Wo kann ich weitermachen, wo muss ich neu beginnen?

Wie kann es weitergehen, was kann ich als nächstes versuchen?

 

Impulse zur Selbsteinschätzung, z.B. im 'Lernjournal'  aufzuschreiben

> Lernfortschritte wahrnehmen

Lernfortschritte wahrzunehmen erweist sich als lohnend und motivierend für die weitere Arbeit: „Freude am Lernfortschritt kann nur aufkommen, wenn das Kind erfährt, dass es etwas gelernt hat. Das kann sowohl ein interpersonaler als auch ein intrapersonaler Prozess verstanden werden: Es bedarf der Anerkennung von außen, von anderen Personen, die den Lernfortschritt wahrnehmen, erkennen und ‚rückmelden’. Andererseits muss das Kind selbst den Lernfortschritt wahrnehmen und als eigenen Lernfortschritt erkennen….
Will die Schule Lernfortschritte erfahrbar machen, kann sie das nur insoweit wie Erfahrungen von interpersonalen Faktoren abhängig sind. Ein im technokratischen Sinne verstandenes Machen führt nicht zu Erfahrungen, die Freude auslösen. Der Unterricht kann jedoch so gestaltet sein, dass jedes Kind Anregungen und Chancen erhält, seine Lernprozesse wahrzunehmen, zu erkennen, zu beschreiben, zu interpretieren und auch zu werten, kurz: sich für seine Lernerfahrungen zu öffnen und sich ihrer zu vergewissern.“ (K.Burk, U.Grundey: Lernfortschritte in einer Schuleingangsklasse transparent machen - Landkarte der Lernwege. In: H.Bartnitzky/A.Speck-Hamdan (Hrsg.): Leistungen der Kinder wahrnehmen - würdigen - fördern. Frankfurt/M. 2004, S.111)

Diskussion:
Wie muss der Unterricht gestaltet sein, der nicht nur gute Lernprodukte i.S. von erfüllten Aufgaben im Blick hat, sondern auch die Lernprozesse?
Was ist Ihrer Erfahrung nach dabei wichtig?

Die Auswertung der Ergebnisse formativer Überprüfung führt ggf. zur „Umsteuerung“ - zu neuen Zielen und Wegen, damit die Lernziele erreicht werden. Dazu muss die gezeigte Leistung beschrieben werden:

Nach der Sachnorm:
erfüllt / noch nicht erfüllt

Mit Hilfe der Individualnorm:
großer Lernfortschritt - kleiner Lernfortschritt - Potential ausgeschöpft / nicht ausgeschöpft

Buch

 Lesen Sie dazu den Text: Die Bedeutung der Bezugsnormen

 

Nach der Auswertung geht es um die weitere Förderung:

-> mit dem Lernenden vereinbaren und planen, wie er die noch nicht erreichten Anforderungen erfüllen kann;

-> mit dem Lernenden zusammen neue Anforderungen festlegen.